Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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10NOV2023
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„Unfug denkt man sich nicht aus, Unfug wird’s von ganz allein. Aber dass es Unfug war, weiß man erst hinterher.“ Das sagt Michel aus Lönneberga. Der Titelheld aus dem Kinderbuch von Astrid Lindgren muss es wissen. Mit Unfug kennt er sich aus. So sehr, dass die Leute in seinem Dorf irgendwann Geld sammeln, in der Hoffnung, dass seine Familie ihn nach Amerika schickt – und sie Michel und seine Streiche ein für alle Mal los sind.

Dabei, da hat Michel ganz recht, denkt er sich eigentlich gar keinen Unfug aus. Im Gegenteil: Meistens hat er mit seinen Aktionen nur Gutes im Sinn. Seine kleine Schwester Ida will eben so gerne mal richtig weit sehen – deshalb tut Michel ihr den Gefallen, sie am Fahnenmast hochzuziehen. Die Kirschen, die er im Dunghaufen vergraben soll, sind dafür doch zu schade. Viel besser kann er das Schweinchen und die Hühner damit füttern. Wie kann er wissen, dass die Kirschen vergoren sind und zu Wein werden sollen. Nun ja, am Ende sind nicht nur die Tiere, sondern auch Michel besoffen. Und sein Vater mal wieder der Verzweiflung nahe.

„Unfug denkt man sich nicht aus, Unfug wird’s von ganz allein. Aber dass es Unfug war, weiß man erst hinterher.“ Michels Weisheit, finde ich, trifft nicht nur auf einen kleinen Lausejungen zu. Ich kenne das auch. Auch ich meine es oft gut – aber nachher kommt manchmal doch Mist heraus. Das ist frustrierend.

In einem Michel-Film kann man sehen, wie er mal wieder zur Strafe für seine Streiche im Tischlerschuppen sitzen muss. Er zündet eine Kerze an und betet: „Lieber Gott, mach doch, dass ich mit meinem Unfug aufhöre. Bittet freundlich Michel Svensson – Katthult – Lönneberga.“

Es klappt nicht. Aber Michel lässt sich nicht entmutigen. Er versucht weiter, es richtig zu machen – auch, wenn manchmal Unfug dabei herauskommt. Eigentlich lebt er so, wie Martin Luther es mal vorgeschlagen hat: Hab keine Angst, Fehler zu machen, sagt Luther. Fehler wirst du immer machen. Schlimmer wäre es, nichts zu wagen vor lauter Furcht, schuldig zu werden. Lebe mutig und hab Vertrauen, dass dir vergeben wird, wenn es dir leidtut. Von anderen Menschen und von Gott.

Michel hat dieses Vertrauen – und geht seinen Weg. Davon ist am Ende sogar seine Familie überzeugt: „Dass Michel Präsident im Gemeinderat wird, das bezweifle ich“, sagt sein Vater. „Aber sicher kann noch ein einigermaßen guter Mensch aus ihm werden. Wenn er am Leben und gesund bleibt und wenn Gott will.“ Die Mutter nickt zustimmend: „Ja, ja, wenn Gott will“. „Und wenn Michel will“, sagt die kleine Ida.

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