SWR2 Wort zum Tag

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07NOV2023
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Im niederländischen Utrecht steht eine Kirche,  die schon als Gebäude – ja eigentlich ein Mahnmal ist. Ursprünglich hatte der Friesen-Missionar Willibrord  die Martins-Kirche gestiftet; mehrmals ist sie abgebrannt und wieder aufgebaut worden.  Als gotische Kathedrale hat sie nur ein paar hundert Jahre ausgehalten.. Und dann hat vor fast 350 Jahren ein gewaltiger Sturm das Langhaus zum Einsturz gebracht. Kein Geld mehr vorhanden für einen Wiederaufbau –  und so steht da bis heute der Turm –  mit heute noch 15 Glocken, die funktionieren;  dann liegt da der Domplatz –  und dann mit einer eher provisorischen Außenwand der Rest vom Dom aus Querschiff und Chor-Raum mit Altar und Kapellen.

Für mich ist dieses Ensemble wirklich ein Symbolbild. Es sagt einiges über den Zustand von Kirche heute. Turm und Glocken stehen dafür, dass Kirche immer noch weithin sichtbar ist und hörbar bleibt – manche beschweren sich ja sogar über „den Lärm“, wie sie es nennen. Altarraum und Kapellen ringsum stehen noch da –  vor allem der Klerus hält Gottesdienst und Liturgie noch am Laufen –  selbst wenn es immer weniger Pfarrer und Pfarrerinnen und Personal gibt.

Was fehlt, ist eigentlich der Haupt-Raum, der Platz für das Gottesvolk. Da liegt in Utrecht eine freie Fläche unter Sonne und Regen, wie der liebe Gott sie schickt. So erinnert und mahnt der St. Martins-Dom,  dass Kirche eigentlich anders zu sein hat. Kirche soll einladen und Raum bieten und Heimat für Menschen, die mehr suchen in ihrem Leben als das bisschen Glück aus Arbeit und Freizeit, aus Essen und Trinken und anderem Vergnügen. Scheint in Utrecht zu fehlen.

Aber für so eine Kirche, denke ich, war auch der heilige Willibrord unterwegs, von Irland aus, im siebten Jahrhundert.  Er hat in Friesland und Holland und weit darüber hinaus gepredigt  und Menschen zum christlichen Glauben eingeladen und sie getauft. Hoch attraktiv war die gute Nachricht von Freiheit und Nächstenliebe  damals offenbar für viele Menschen…

… und ist sie heute eigentlich auch noch.  Auch ohne große Kirchenbauten kann der Glaube Heimat sein für Menschen, die für sich selbst einen guten Weg suchen und für andere Menschen da sind und Gutes tun.

Das, finde ich, soll die Kirche bitte auch weiterhin und immer wieder neu tun: Die Botschaft sichtbar und hörbar machen, wie in Utrecht und auch sonst; Gottes Dienst an den Menschen feiern, also etwa am Altar. Und Gottes Volk kann sich überall versammeln –  im Zweifel gern auch unter freiem Himmel. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38735
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