SWR2 Wort zum Tag

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06NOV2023
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Der kleine Tino hat ein Problem: zum ersten Mal hat ihn jemand zum Kinder-Geburtstag eingeladen –  seine Kindergarten-Freundin Sanne.  Die findet er sowieso so nett und lieb; und sie hat gedacht, dass sie jetzt mal richtig groß feiern muss,  wo wir schon in der zweiten Klasse sind…

Was willst du ihr denn schenken?, fragt Tinos Mutter; aber da hätte der junge Mann schon eine Idee. Sanne freut sich doch immer so über so bunte selbst geflochtene Armbänder. Und wie stellst du dir das vor, wenn du dann im Frühjahr selbst acht wirst? Kinderparty in unserer Miniwohnung? Und wer soll das denn bezahlen…

Tino wird Sanne absagen müssen. Keine Chance, ihre Einladung zu erwidern. Vermutlich sind beide traurig; und so wie Tino und seiner Mutter  geht es ja vielen anderen Familien auch: Im Alltag kommen sie einigermaßen zurecht – sparsam sein haben sie gelernt, Sonderangebote und ähnliches stehen immer auf dem Speiseplan. Aber Sonder-Ausgaben und besondere Ereignisse: Schwierig schwierig. Betroffen: mehr als drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland, die in einem so reichen Land unter oder knapp an der Armutsgrenze leben. Die mehr als jeden Euro umdrehen müssen,  bevor sie ihn ausgeben dürfen.  Die sich selbst ausschließen müssen oder ausgeschlossen werden vom gesellschaftlichen Leben – also etwa von Sannes Kindergeburtstag, zu dem Tino so gern hingehen würde.

Wenigstens für dieses Problem hätte die Bibel übrigens einen Vorschlag: „Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst“, sagt Jesus einmal, „so lade nicht deine Freunde, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein;  sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel,  Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten…“ (aus Lk 14, 12-14) Das lässt sich auch anders lesen:  Jemand hat dich eingeladen? Geh hin – vielleicht sogar ohne  Geschenk  und ohne jede Aussicht, sie oder ihn demnächst zu dir einzuladen. Du bist gemeint; habt gemeinsam ein schönes Fest, hoffentlich – mit allen, die dabei sind – und ganz egal,  ob es eine Gegen-Einladung gibt.

Sollte vielleicht mal jemand Tinos Mutter vorschlagen –  die Eltern seiner Freundin Sanne scheinen ja schon so unterwegs zu sein. Hoffe ich mal. Sie denken an Sannes  Geburtstags-Party –  und ob und wie Tino sich revanchieren wird mit einer GegenEinladung:  ist doch eigentlich auch egal …

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