SWR1 3vor8
Mit einem freundlichen Augenzwinkern hat mein katholischer Priesterkollege aus Heidelberg unsere evangelische Gemeinde immer „Sankt Frieden“ genannt. Seine katholische Gemeinde hatte selbstverständlich, wie sich das gehört, einen richtigen Namenspatron: St. Vitus oder den Heiligen Veit. Den Namen einer historischen Persönlichkeit, die etwas für ihren Glauben und ihre Kirche geleistet hat. Die evangelische Sitte, einer Gemeinde auch mal einen nicht personalisierten Namen zu geben, hat der Kollege schmunzelnd quittiert: Ihr da aus Sankt Frieden!
Heute wünschte ich, wir hätten tatsächlich einen Heiligen Friedhelm oder eine heilige Friedlinde. Gerne würde ich denen und dem Anliegen, das sie im Namen tragen, jede Menge Kerzen anzünden. „Heilig, ja sogar selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“, sagt Jesus im Evangelium zum heutigen Festtag Allerheiligen.
Wo sind die heiligen Friedensstifterinnen? Wir brauchen sie so sehr! Eine sitzt in Teheran im berüchtigten Evin-Gefängnis. Narges Mohammadi hat gerade den Friedensnobelpreis bekommen. Vielleicht ist sie nicht nur eingesperrt, sondern auch Peitschenhieben oder anderen Folterungen ausgesetzt, so wie sie es als Journalistin für die Zustände in iranischen Gefängnissen aufgedeckt und mutig angeprangert hat. Nun ist der Strahl der Öffentlichkeit auf ihre Gefängniszelle gerichtet in der Hoffnung, dass das Regime, das sie mundtot machen möchte, gar nicht anders kann als sie freizulassen, damit sie am 10. Dezember ihren Preis persönlich entgegennehmen kann.
Wo sind die heiligen Friedensstifter? Einer war auf dem Musikfestival in der Negev-Wüste, als dort früh am Morgen des 7. Oktober die ersten Raketen der Hamas einschlugen und Panik ausbrach. Ben hatte sich bereits in Sicherheit gebracht, war raus aus der Gefahrenzone. Dann ist er umgekehrt, um zu helfen. Acht Menschen hat er gerettet. Und ist noch einmal zurück. Drei Menschen konnte er noch rausholen. Dann ist er umgebracht worden.
Wo sind die heiligen Friedensstifter? Lasst uns ihre Geschichten erzählen, ihre Namen rufen, eine Kerze für sie entzünden. Denn sie sind es, die mitten in Krieg und Terror Friedensorte schaffen. Und heilig, ja selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
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