Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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02NOV2023
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Volkstrauertag, Totensonntag, Allerseelen: Der November ist der Totenmonat. Es passt zur jahreszeitlichen Stimmung dieser Wochen, dass besonders in dieser Zeit an die Toten gedacht wird. Viele besuchen die letzte Ruhestätte ihrer Verstorbenen. Die Gräber werden besonders geschmückt, sie werden am Fest Allerheiligen gesegnet, es brennt ein Licht darauf.

Gut, dass es diese Riten gibt. Es hat eine tiefe Bedeutung, dass wir an die Verstorbenen denken, die uns nahegestanden sind, vor allem an die Vorfahren in der eigenen Familie, Eltern und Großeltern. In archaischen Kulturen ist das noch viel ausgeprägter. Da gibt es einen richtigen Ahnenkult – die Verbindung zu den Vorfahren wird sehr gepflegt.

Das kann ich gut verstehen. Denn die verstorbenen Familienangehörigen und Freunde waren und sind ein Teil meines Lebens. Sie gehören zu meiner Lebensgeschichte. Sie haben Spuren in mir hinterlassen. Ich habe ihnen viel zu verdanken. Den Eltern verdanke ich das Leben. Und den verstorbenen Freundinnen und Freunden verdanke ich wunderbare Begegnungen, gemeinsame Erlebnisse, prägende Erfahrungen. Das bleibt. Und diese Verstorbenen bleiben mir wichtig über ihren Tod hinaus.

Und deshalb möchte ich ihnen auch weiter verbunden bleiben. Von vielen habe ich die Todesanzeigen oder das Sterbebildchen in einer Mappe gesammelt. Und jedes Jahr an ihrem Geburtstag und Todestag denke ich besonders an jede und jeden Einzelnen von ihnen, auch in meinem Gebet und im Gottesdienst. So stehen sie wieder lebendig vor meinem inneren Auge. Und ich empfehle sie Gott, der Quelle und dem Ziel des Lebens. Nicht nur, weil ich an die Auferstehung der Toten glaube, dass wir uns einst alle wiedersehen werden bei Gott. Sondern einfach deshalb, weil diese Verstorbenen zu mir und meinem Leben dazugehören.

Es zeichnet eine wirklich humane Kultur aus, dass wir den Verstorbenen nicht nur „die letzte Ehre erweisen“, sondern dass wir sie auch danach „in ehrendem Gedenken behalten“, wie es so treffend heißt. Überlegen Sie doch mal, welche Verstorbenen Ihnen besonders wichtig waren und sind – und zünden Sie mal ein Kerzchen für sie an. Das tut nicht nur den Verstorbenen gut, sondern auch Ihrer eigenen Seele.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38655
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