SWR1 3vor8
„Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist“ heißt es in der Bibel einmal. Und ich denke: stimmt. Von klein auf bringt man uns bei und bekommen wir gesagt, was gut ist, und wie man sich anständig benimmt – freundlich, fair und gerecht. Aber… trotzdem gehen wir Menschen immer wieder aufeinander los. Tun wir Dinge, von denen wir genau wissen, dass sie weder fair noch in Ordnung sind. Warum ist das so, frage ich mich. Warum streiten sich zum Beispiel Nachbarn? Über den Baum, den der eine zu nah am Zaun gepflanzt hat und dessen Äste dem anderen die Sonne nehmen. Der, der den Baum gesetzt hat, weiß doch, dass die Äste schnell zu lang werden und über den Zaun rüberhängen. Und der andere weiß doch eigentlich ebenfalls ganz genau, dass es sich nicht gehört, diese langen Äste ungefragt einfach abzusägen.
Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist. Und trotzdem: Wir Menschen wischen dem frechen Nachbarn eins aus, lästern über Arbeitskollegen und wollen selbst glänzen. Wir lenken von unseren Schwächen ab und zerren die der anderen ans Licht. Das alles gehört sich nicht. Wir vergiften uns gegenseitig das Leben. Und wieder frage ich mich, warum das so ist.
Ich denke, eine Antwort findet sich in dem Satz aus der Bibel: „Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist“ Heute steht er wie eine Überschrift über vielen evangelischen Gottesdiensten und über der kommenden Woche. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was Gott, der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. (Micha 6,8)
Demütig sein gegenüber Gott. Ich soll mich also zurücknehmen. Meine Grenzen akzeptieren, auch, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle oder mich wegen irgendwas über meinen Nachbarn ärgere. Eigentlich würde ich mich gegen den Nachbarn lieber wehren. Oder dafür sorgen, dass ich vor dem Chef gut dastehe und nicht untergebuttert werde. Aber Gottes Gebot, friedlich miteinander auszukommen, ist wichtiger. Ich kann meinem Nachbarn, meinem Chef oder meinen Kollegen trotzdem sagen, was mir nicht passt. Ich darf mich wehren oder bemerkbar machen. Aber bitte mit Respekt. Liebe üben – wie es die Bibel ausdrückt – und nicht dem anderen eine reinwürgen und stärker sein wollen.
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was Gott, der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Gar nicht leicht, was ich da von Gott in dem Bibelzitat gesagt bekomme – aber – gut!
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