SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

17OKT2023
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Manchmal, wenn ich ein Brot kaufe und im Bäckerladen den Duft des frischen Brotes rieche, denke ich daran, wie das war bei uns im Dorf, als ich ein Kind war. Die Bäckerei war nur drei Häuser von meinem Elternhaus entfernt. So durfte ich schon als kleines Kind alleine Brot holen gehen. Und jedesmal habe ich gehofft, dass das Brot noch warm sei. Dann konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen, an der knusprigen Kruste ein kleines bisschen herum zu picken; nur ein ganz klitzekleinwenig. Und von dem warmen Brot zu naschen. Fast wie von selbst wurde auf dem kurzen Weg bis nach Hause die kleine Lücke im Brotlaib schnell eine ziemlich große Grube. Aber es hatte wenig Erfolg zu behaupten, das Brot wäre schon so aus dem Laden gekommen.

Meine Mutter hat es mit einem Lächeln hingenommen; sie hat gewusst, dass man dem wunderbaren Duft einfach gar nicht widerstehen konnte. Bis heute hat Brot für mich diesen Duft von Güte und Geborgenheit.

Und heute, wo ich erwachsen bin und das Leben so anstrengend sein kann, kann ich den Duft von Güte und Geborgenheit gut brauchen – vom Brot, das mich ernährt. Und wenn ich ihn in der Bäckerei einatme, denke ich manchmal an den Propheten Elia aus der Bibel. Elia hatte im Auftrag Gottes gepredigt, er hatte schreckliche Dinge gesehen und sich völlig verausgabt. Er musste in die Wüste fliehen und war am Ende so erschöpft, dass er am liebsten gestorben wäre. Unter einem Baum ist er eingeschlafen. Als er aufgewacht ist, hat er einen Krug mit frischem Wasser neben sich gefunden und geröstetes Brot. Frisches, duftendes Brot, mit dem ihn Gott versorgt hat, damit er wieder zu Kräften kommt. So hat er seinen Weg gestärkt weitergehen können. Ich stelle mir vor: Elia hat, genau wie ich, den Duft von Brot ganz besonders geliebt, weil er dadurch Gottes Güte erlebt hat.

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