SWR3 Gedanken

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27OKT2023
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Meine Ur-Ur-Urgroßtante war eine unglaubliche Powerfrau. Mir ist ein kleines Buch über ihr Leben in die Hände gekommen, seitdem lässt mich meine Vorfahrin nicht mehr los.

Sie heißt Paulina und ist im selben Dorf groß geworden wie ich. Nur schon vor 150 Jahren, und mit dem Unterschied, dass sie mit sechzehn schon von zuhause weggegangen ist. Da ist sie in ein Kloster in Österreich, und ab da war ihr Leben ein Abenteuer.

Mit 19 ist sie nach Bosnien und hat in bitterer Armut irgendwo in der Wildnis ein Waisenhaus aufgebaut. Und ein paar Jahre später hat sie das neu gegründete Kloster dort schon geleitet. Dann ging es mit dem Schiff nach Amerika, weiter Klöster gründen. Das alles in der Zeit rund um den 1. Weltkrieg.

Meine Mutter hat erzählt: „Paulina war so unerschrocken, die hat ohne Geld ein Kloster nach dem anderen gebaut. Die hatte ein Gottvertrauen, das war fast schon unverschämt.“

In dem Buch über Paulina lese ich das genauso. Und das ist auch der Punkt, der mich an ihr so fasziniert. Abenteuerlustig und mutig sind ja viele, die könnte ich alle auch bewundern. Pippi Langstrumpf zum Beispiel oder Reinhold Messner. Nur den einen Unterschied macht meine Ur-Ur-Urgroßtante. Sie hat ihre ganzen Großprojekte, die Reisen und ihre Leitungsaufgaben angepackt, obwohl sie nichts hatte. Keine Absicherung und kein Geld. Sie hatte eben nur ihr unverschämt großes Gott-Vertrauen. Sie war überzeugt: mit Gott gibt es immer und überall eine Lösung.

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