SWR3 Gedanken

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25OKT2023
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Ein Supermarkt in Konstanz macht ernst mit dem Thema Rücksicht. Und ich wünschte, mein Supermarkt um die Ecke würde das genauso machen. Denn dort ist es immer laut, voll, eng und stressig.

In Konstanz ist das einmal in der Woche anders. Immer dienstags gibt es dort die sogenannte „Stille Stunde“. Genauer gesagt sind es zwei, von 15 bis 17 Uhr. Da wird im Edeka Baur das Licht gedimmt, die Hintergrundmusik ausgeschaltet und das Piepsen an der Kasse so leise wie möglich gestellt. Alles, damit besonders sensible Menschen stressfreier einkaufen können.

Die Idee dazu hatte Katrin Zorn. Sie hat zwei autistische Kinder und ist Vorsitzende eines Vereins für besonders sensible Menschen. Sie hat die Geschäftsführerin des Edeka-Marktes angeschrieben, und die hat gesagt: „Ja, das machen wir.“ Und jetzt kaufen viele ganz bewusst Dienstagnachmittags in Konstanz ein. Nicht nur die, die hochsensibel sind. Aber die können ihren Wocheneinkauf jetzt mit viel weniger Stress erledigen.

So eine besonders rücksichtsvolle Stunde kann ich mir auch an anderen Orten vorstellen: in der Straßenbahn: da könnte es ein Abteil geben für die, die sich nett unterhalten wollen und darunter leiden, dass sonst keiner mit ihnen spricht. Beim Elternabend wäre eine Übersetzerin ein Zeichen für echten Respekt. Und im Rathaus oder im Landratsamt ein Vormittag, an dem Leute da sind, bei denen man sich auf dem Weg durch die langen Gänge unterhaken kann.

All das wären gute und konkrete Schritte in Richtung Rücksicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38598
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