SWR1 3vor8

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15OKT2023
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Eingeladen zu werden, das ist schon was Tolles. Da hat einer an mich gedacht. Da ist es jemandem offenbar wichtig, dass ich bei seinem Fest dabei bin. Eingeladen zu sein, das ist immer auch ein Zeichen, dass ich geliebt und geschätzt bin.

Aber manchmal, da gibt es auch Einladungen, die wecken eher zwiespältige Gefühle. Klar, auch da hat irgendjemand an mich gedacht. Und trotzdem habe ich keine große Lust dort hinzugehen. Vielleicht, weil es sich um einen steifen, offiziellen Empfang, eine Betriebsfeier oder sonstwas handelt.

An so eine eher ungeliebte Einladung könnte man denken, wenn man das Gleichnis liest, von dem heute in den katholischen Gottesdiensten die Rede ist. (Mt 22,1-10) Da erzählt Jesus nämlich von einem Fest mit geladenen Gästen. Ein König, so heißt es da, habe zu einem Festessen geladen. Die Hochzeit seines Sohnes soll gefeiert werden. Doch dann will keiner der geladenen Gäste erscheinen. Die einen haben keine Lust. Andere weisen auf Verpflichtungen hin, denen sie nachkommen müssen. Wieder andere haben schlicht Besseres zu tun. Was da erzählt wird ist ein kaum vorstellbarer Affront gegenüber dem Gastgeber. Und schon das macht klar, dass die Geschichte eigentlich etwas anderes erzählen will. Nämlich, wie Gott ist und wie der Mensch. Und warum es oft so schwierig erscheint mit dem Himmelreich. Das Bild vom Himmelreich als einem festlichen Essen, zu dem Gott selbst einlädt, kennt schon der Prophet Jesaja im Alten Testament. Jesus greift es auf. Und alle, die ihm damals zuhören, wissen darum gleich, was er meint: Ein Himmel schon hier auf Erden, weil Gott und Menschen sich nahe sind. Es war das große Lebensthema Jesu. Jesus hat sich als einen gesehen, der die Einladung Gottes überbringt. Und dabei oft nur auf Ablehnung und Desinteresse stößt.

Das Gleichnis schiebt die Verantwortung scheinbar den bockigen Leuten zu, die eingeladen sind, aber keine Lust und scheinbar Besseres zu tun haben. Dabei haben die Meisten ihre Gründe. Das sagt auch das Gleichnis und bewertet es nicht. Aber es geht weiter. Der König öffnet die Türen nun für alle, die kommen wollen. Und darum ist dieser Teil der Geschichte, die Jesus erzählt, auch der wichtigere: Die Einladung, den Himmel schon jetzt und hier zu suchen, besteht eben noch immer. Und sie ist nicht beschränkt auf besonders Auserwählte. Vielmehr steht der Himmel jeder und jedem offen, der ihn sucht. Die Kirche hat sich zu oft als Türsteherin verstanden, die entscheidet, wer würdig ist und wer nicht. Dabei sollte gerade sie es sein, die allen den Weg zu Gott, also zu dem Himmel schon im Leben, ebnet und offen zu hält.

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