Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11OKT2023
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Neulich sonntagabends haben meine Frau und ich einen Gottesdienst mitgefeiert. Es gab Musik und Gebet, kleine Predigt-Impulse und gemeinsamen Austausch, auch ein Abendmahl. Über 70 Menschen waren mit dabei und teilweise sehr berührt. Sie waren verteilt über ganz Deutschland. Und wir haben währenddessen noch die Kinder fertig ins Bett gebracht. Der Gottesdienst hat nämlich online stattgefunden. In der Corona-Zeit hat dieses besondere Angebot begonnen, bis heute trifft man sich alle zwei Wochen. (Brot & Liebe)

In der Corona-Zeit konnten ja viele Veranstaltungen nur online stattfinden. Inzwischen, ohne Pandemie, haben wir wieder die Wahl. Viele bevorzugen Treffen in Präsenz, bei denen alle Sinne auf ihre Kosten kommen, nicht nur Hören und Sehen, sondern auch Riechen, Schmecken und Fühlen.

Warum aber Online-Treffen weniger real sein sollen, das leuchtet mir nicht ein. Für mich ist das kein Gegensatz: Real oder online. Auch was online passiert, ist doch wirklich, passiert „in echt“.

Das gilt auch für menschliche Begegnungen. Die Emotionen können da online genauso angeregt werden wie bei einem klassischen Treffen. Dieser eine Gottesdienst die Tage ist ein Beispiel dafür. Oder wenn auf dem Bildschirm die ersten Bilder vom frisch geborenen Enkelkind zu sehen sind. Oder wenn Paare sich über ein Datingportal kennen und lieben lernen. Oder wenn sich gute Freunde stundenlang per Chat austauschen. Das alles hat Bedeutung und ist rundum echt.

Und sachliche Entscheidungen zum Beispiel, die können in einer Videokonferenz sogar besser funktionieren als bei einem Treffen in Präsenz. Es braucht präzise Wortmeldungen, klare Kommunikation – und dann irgendwann ein Ergebnis. Es kann ein gutes und ganz und gar reales Gefühl sein, das gemeinsam online hinzubekommen. Und die Auswirkungen sind spürbar.

Echte Nähe trotz großer Entfernungen – für mich als Christ hat das viel mit meinem Glauben zu tun. „[K]einem von uns ist […] [Gott] fern. Durch ihn leben wir doch, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein“, heißt es mal in der Bibel [Apostelgeschichte 17,27b.28a; BasisBibel]. Da gibt es also die Vorstellung, dass durch Gott Menschen eng mit dem Leben und miteinander verbunden sind. Das ist doch gar nicht so weit weg vom heutigen Internet und seinen Möglichkeiten. Dieses gegenseitige Verbundensein über Raum und Zeit hinweg kann ich tatsächlich auch online ab und zu spüren. Ganz echt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38536
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