SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

06OKT2023
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Der 6000 Seelenort ist im Sommer voller Menschen aus der ganzen Welt. Unzählige Menschen starten von Zermatt zum Matterhorn. Und die Gassen des kleinen Ortes sind gnadenlos überfüllt. Aber einmal links um die Ecke, und schon stehe ich vor der St. Mauritius Kirche und ihrem kleinen Friedhof. Ein Bergsteigerfriedhof.

Ich lese Namen und Lebensdaten. So viele sind nicht älter als Mitte 20 geworden. Vor einem Grabstein mit einer Christusfigur bleibe ich lange stehen. Der sterbende Jesus ist aus Eisen und so an den Granitstein montiert, als wäre der Stein das Kreuz. Zwischen Schulterblätter und Stein ist ein schlichter Eispickel eingelassen. Und der Pickel mit einem Stahlstrick an Jesu Oberkörper gebunden. Jesus als Bergsteiger. Jesus, der am Fels stirbt.

Ich ahne, dass es den Hinterbliebenen ein Trost war, Jesus auf eine solche Weise mit dem verunglückten Sohn zusammenzubringen. Am Fels verunglückt, am Kreuz verendet – und der Eispickel hat nicht geholfen. Und trotzdem ist da mehr als dieser schreckliche Tod.

Weil dieser eine junge Mann aus Galiläa für immer erinnert wird als der, der gestorben ist und nicht im Tod geblieben ist. Und bis heute allen zur Seite steht.

Ob sie in Krankenhäusern sterben, auf Schlachtfeldern oder in den Bergen. Der Menschenfreund, der Jude, der Rabbi, der Bergsteiger, Jesus ist überall dabei. Auch am Matterhorn.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38502
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