SWR3 Gedanken

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04OKT2023
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Meine Freundin Rahel hat sich in diesem Sommer auf den Weg gemacht. Mit superwenig Gepäck hat sie die Haustüre hinter sich zugemacht, den Schlüssel einer Nachbarin gegeben und ist dann erst mal auf den Schauinsland, den Berg direkt vor Freiburg.

Von dort aus ist sie sechs Wochen lang weitergewandert. Dabei hat sie erlebt, wie unberechenbar und bedrohlich Natur sein kann, und gleichzeitig welche Kraft sie gibt. Sie hat Menschen getroffen, mit denen sie tiefe Gespräche führen konnte und solche, mit denen sie erst einmal mühsam nach einer gemeinsamen Ebene suchen musste.

Sie hat in kristallklaren Bächen gebadet und ist durch Wälder voller kranker Bäume gewandert. Rahel hat Tage erlebt, an denen es ihr elend zumute war, und Tage, an denen sie sich Gott ganz nahe gefühlt hat.

Als ich sie gefragt habe, was ihr wichtigstes Erlebnis war, hat sie Thomas Morus zitiert. Einen englischen Staatsmann, der vor 500 Jahren gelebt hat:
“Es kommt niemals ein Pilger nach Hause, ohne ein Vorurteil weniger und eine neue Idee mehr zu haben.“

Das stimmt für mich auch, sagt meine Freundin und stellt mir dann ihre neue Idee vor: „Zwei Mal in der Woche Minipilgern: zwei Stunden wandern, zwei Stunden offen sein. Für alles, was mir Gott vor die Füße und in mein Herz legt.”
Gute Idee, finde ich. Vielleicht komm ich mal mit. Zwei Stunden – das krieg‘ ich hin!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38500
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