SWR2 Wort zum Tag

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25SEP2023
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Die katholische Kirche erinnert heute an einen Heiligen, der anders gewesen ist als viele andere im HeiligenKalender. Nikolaus von Flüe war einer, der einfach nur versucht hat,  Gottes Berufung für sein eigenes Leben zu hören und diesem Ruf zu folgen. Wie er das getan hat, ist aus heutiger Perspektive seltsam gewesen:  Ein angesehener schweizerischer Bauer und Lokalpolitiker, Ratsmitglied und Richter – einer, der sich  für Frieden und Gerechtigkeit engagierte.  Außerdem ist er Vater von zehn Kindern. Und der gibt das alles dran und verlässt die Familie,  als das jüngste gerade mal ein Jahr alt ist; seine Ehefrau hatte dem ausdrücklich zugestimmt.

Fortan lebt Bruder Klaus als Einsiedler nur noch von Fasten und Gebet. In einer bescheidenen Hütte – ganz in der Nähe der Familie;  da vertieft er sich in Meditation und Gebet. Viele Menschen besuchen ihn;  auch Politiker und mächtige Männer fragen um Rat und bekommen den auch. Vielleicht noch mehr als vorher geht es ihm um Gerechtigkeit und Frieden. Manche sagen, dass die schweizerische Eidgenossenschaft  beinah auseinandergefallen wäre, 1481; Streitereien zwischen Städten und Landgemeinden – kennt man ja auch heute. Nachts hat eine Gesandschaft den Einsiedler aufgesucht;  und in letzter Minute habe Nikolaus die Beratungen gerettet, heißt es –  mit einem Hinweis oder einem Gedanken, der bis heute geheim geblieben ist.

Nikolaus von Flüe ist für mich eine Art Beweis dafür, dass Glaube und Gebet, dass also ein Leben in enger Verbindung zu Gott  wirklich die Welt prägen kann und sie verändert – und zwar durch konkrete Menschen und durch ihre Konsequenz und ihre Hingabe an die göttliche Kraft.

Groß und Klein haben Bruder Klaus ja um Rat gefragt; sie haben diese höhere Kraft gesucht und bei ihm irgendwie gespürt.

Ein heiliger Bauer – Landespatron der Eidgenossenschaft  und Vorbild und Patron für viele katholische Bäuerinnen und Bauern und für ihren Verein, die Landvolk-Bewegung. Am Gedenktag heute erinnert die zugleich auch an Dorothee Wyss, die Ehefrau und Mutter seiner Kinder:  diese starke Frau hat jahrelang den großen Hof gemanaged  und ihn in seiner Einsiedelei vor allzu großem Andrang geschützt. Sie hat ihm sein Leben in Heiligkeit im Grunde erst möglich gemacht; viele sehen da inzwischen ein heiliges Ehepaar –  auch ohne dass die Kirche Dorothee ausdrücklich für „heilig“ erklärt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38476
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