Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04OKT2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Ich bin nun mal so“. Diesen Satz höre ich immer mal wieder. Zum Beispiel von Leuten, die gerade eine abwegige oder bedenkliche Meinung geäußert haben. Vielleicht haben sie gerade alle Arbeitslosen in einen Topf geworfen und sich lauthals über deren Desinteresse an harter Arbeit beklagt. Oder sie entschuldigen so ihr eigenes Verhalten, das nicht ganz hasenrein ist. Haben vielleicht gerade einen Autofahrer angepöbelt, der ihnen die Vorfahrt genommen hat. Alles nicht ganz fein, aber was soll man machen: „Ich bin nun mal so“, das muss man verstehen, da kann man nichts machen, da kann man nichts ändern.

Dieser Satz „Ich bin nun mal so“ hat eine religiöse Parallele. Die lautet: „Gott liebt dich so, wie du bist“. Da kann ich ja aufatmen und muss nichts ändern, wenn Gott mich liebt, so wie ich bin. Also weitermachen wie bisher.

Ich kann mit beiden Sätzen nichts anfangen. Ich halte sie beide für Ausreden, damit ich nichts ändern muss: Ich bin nun mal so, und Gott liebt mich so, wie ich bin. Nein, ich glaube nicht, dass Gott mich so liebt, wie ich bin. Ich glaube nicht, dass er an mir liebt, was ich selbst nicht an mir mag, meine Bequemlichkeit, meine Vorurteile, meine Rücksichtslosigkeit oder Schlimmeres. Ich glaube viel mehr, dass er mich als Mensch liebt. Dass er mich liebt als sein Kind. Nicht wegen meiner Fehler, auch nicht mit meinen Fehlern, sondern mich als Person. Aber wenn das so ist – muss ich dann noch was ändern? Schließlich bin ich doch geliebt. Um von Gott geliebt zu werden, muss ich nichts ändern. Er liebt mich ja schon. Aber wenn ich will, kann ich etwas ändern, kann ich mich ändern. Aus der Sicherheit und mit der Kraft von Gottes Liebe kann ich ruhig auf mich und mein Verhalten schauen. Ich muss nichts mehr beschönigen. Ich kann eingestehen, was mir an mir selbst nicht gefällt und was ich deshalb ändern möchte. Ich muss mich vor Gott nicht verteidigen oder entschuldigen für meine Fehler und Schwächen. Ich kann mich ändern und muss nicht mit der faulen Ausrede kommen „Ich bin nun mal so“. Ich kann nämlich auch anders.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38462
weiterlesen...