Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06SEP2023
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Fiel einst im Mittelalter ein Ritter vom Ross, lag er wie ein Maikäfer hilflos zappelnd auf dem Rücken – außerstande, mit seiner schweren Rüstung aus eigener Kraft je wieder auf die Beine zu kommen. Dann war meistens das Ende besiegelt.

So wird es der Menschheit ergehen, wenn sie sich weiterhin systematisch zu Tode rüstet. In einem weltweiten Wettlauf der Besessenen verpulvern die Regierungen jährlich über zweitausend Milliarden US-Dollar. Mit einem Bruchteil dieser unvorstellbaren Summe, könnte man Hunger, Kindersterblichkeit und Armut überwinden. Und das „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr würde ausreichen, die Wohnungsnot zu beseitigen und marode Schulen auf Vordermann zu bringen. Stattdessen fliegen mit jeder Artilleriegranate drei voll finanzierte Kita-Plätze durch die Luft. 

Goldene Zeiten für die Rüstungsindustrie. „Bei uns fließen Milch und Honig“, frohlockte kürzlich ein Konzernherr. Voll daneben! Denn die Bibel meint mit „Milch und Honig“ gutes, friedliches Leben für alle! Einmal mehr bestätigt sich in diesen Tagen: Rüstung tötet – auch ohne Krieg! Die Ressourcen dieses Planeten werden einfach nicht ausreichen, um die Welt noch weiter aufzurüsten. Mit Hochrüstung sind schon die nächsten Kriege vorprogrammiert. Es wird immer offenkundiger: Wenn der Krieg nicht vom Erdboden verschwindet, wird die Menschheit vom Erdboden verschwinden.

Mich bedrückt diese Szenerie, und ich klammere mich hilfesuchend an ein Wort des Propheten Jeremia. Sein Volk Israel war falschen Führern nachgelaufen und dann aufgrund verfehlter Politik in babylonische Gefangenschaft geraten. Trotzdem spricht Gott: „Ich denke Gedanken des Friedens über euch, und nicht des Verderbens. Ich werde euch Zukunft und Hoffnung geben“ (Jeremia 29,11). Er hat sein Versprechen wahrgemacht, die verschleppten Stämme Israels kamen wieder frei.

Das ermutigt mich, Gott um Frieden anzuflehen. Wohl wissend, dass er gar nicht zuständig ist. Denn Kriege veranstalten wir. Und nur wir, nicht er, können Frieden schließen. Das Gebet aber, ich spüre es, stärkt die Friedenswilligen in der Welt und schweißt sie zusammen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38349
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