SWR4 Abendgedanken

28AUG2023
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Gott sei Dank gibt es immer wieder Menschen, die bereit sind, ein Ehrenamt zu übernehmen, auch in unserer Kirche. Im letzten Monat habe ich das besonders eindrucksvoll erlebt. Zwölf Frauen und Männer haben sich bereit erklärt, ehrenamtlich christliche Beerdigungen zu leiten. Die Jüngsten sind in der Lebensmitte und voll im Beruf, die Ältesten an der Schwelle zur Rente.

Eine Beerdigung vorzubereiten und durchzuführen, das ist eine herausfordernde Aufgabe. Diese Frauen und Männer sind in ihrem Umfeld, in ihrer Pfarrgemeinde angesprochen worden, ob sie diesen Dienst übernehmen wollen. Viele waren zögerlich und zurückhaltend, unsicher, ob sie das überhaupt können. Aber der Pfarrer, die Gemeindereferentin haben ihnen Mut gemacht: Ich traue dir das zu! In einem Ausbildungskurs setzten sich die Teilnehmerinnen dann mit Sterben, Tod und Trauer auseinander.

Wie stelle ich mir das Sterben vor?
Wie geht es mir, wenn ein nahestehender Mensch gestorben ist? 
Was tröstet mich in meiner Trauer?

Und aus dieser Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer, entwickelte sich dann der Mut und die Fähigkeit auf Trauernde zuzugehen, zuzuhören und die Beerdigung zu gestalten.

Zu Beginn des Kurses waren alle motiviert, möglichst viel zu lernen, viel Material zu bekommen, neue Ideen zu entwickeln. Im Laufe des Kurses wurde immer deutlicher: in diesem Dienst begegne ich Menschen, die trauern, die manchmal untröstlich sind, die aus der Bahn geworfen wurden durch den Tod eines Angehörigen – das ist nicht einfach auszuhalten. Alle in diesem Kurs tun es aus ihrem Glauben heraus, sie lassen sich in diesen Dienst rufen. Sie erzählen von christlicher Hoffnung, sie trösten, sie bitten um den tröstenden Geist in diesen Situationen – das alles kann eine Erfahrung sein, in der Gott spürbar ist.

Die Leitung dieses Kurses hat mich in den letzten Wochen sehr beschäftigt. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es diese vielen Menschen gibt. Es gibt mir die Zuversicht, dass ich im Alter Hilfe finden kann und auch, dass ich christlich beerdigt werde, gerne auch von einer Frau.

Aber jeder Ehrenamtliche, ob in der Kirche oder in einem anderen Verein, ist bereit, sein Leben zu teilen, etwas von seiner Zeit und seinen Talenten zu schenken: in den Besuchsdiensten, in der Leitung von Jugendgruppen, bei der Feuerwehr und vielen anderen Aufgaben.

Ich bin auch dankbar, dass es diesen ehrenamtlichen Menschen begegnen darf, denn in ihnen kommt mir auch Gott entgegen. Ein Gott, der mich tröstet, der mich aufrichtet, der freundlich zu mir ist. Gott suchen und finden: in jedem Menschen, der mir begegnet und in jedem Dienst, in den ich mich rufen lasse.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38303
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