SWR2 Wort zum Tag

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25AUG2023
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In unserem Garten haben wir vor einigen Wochen einen Feigenbaum gepflanzt. Eine unserer Töchter hat ihn aus einem Ableger für uns gezogen. Er steht jetzt ganz zentral mitten auf einem kleinen Rasenstück. Irgendwie steht der herausgehobene Ort auch für seine besondere Bedeutung. Für meine Frau und für mich. Aber auch für Gäste, die ihn sehen. Und die uns auf den Feigenbaum ansprechen. Und nachfragen.

Eigentlich hatten wir das gar nicht im Blick, als wir den Baum dorthin gesetzt haben. Wir wollten ihm nur genügend Platz zum Wachsen gönnen. Aber ein Freund hat uns den Baum dann noch einmal in anderer Weise in den Blick gerückt. „Da könnt ihr im Alter ja unterm Feigenbaum sitzen!“ hat er gesagt. Und damit einiges in unserer Sicht auf den Feigenbaum in Gang gesetzt. „Im Alter unter dem Feigenbaum sitzen!“ Ein schönes Bild! Und zugleich ein biblisches Bild! Vom weisen König Salomo wird berichtet, dass seine Landsleute unter seiner Herrschaft viele Jahre in Frieden leben konnten. „Jeder unter seinem Feigenbaum!“ (1. Könige 5,5)

Er muss also schon vor 3000 Jahren ein besonderer Baum gewesen sein. Schatten fanden die Menschen unter seinen Zweigen. Süße, köstliche Früchte gleich zweimal im Jahr. Und ich gebe zu: Auch ich liebe Feigen. Egal, ob ich sie einfach so in den Mund stecke. Oder in Form von Marmelade. Oder als fruchtiger Feigensenf.

Irgendwie hat er also etwas Magisches. Ein Baum mit Früchten, der schon vor 3000 Jahren als etwas Besonderes gegolten hat. Auch von Jesus werden Feigenbaumgeschichten überliefert. Einmal verflucht Jesus sogar einen dieser Bäume. Weil er keine Früchte an ihm findet. Gerade so, als ob es zu den Aufgaben eines Feigenbaumes gehört, schattiger Ort und Spender köstlicher Früchte zu sein.

Unser Feigenbaum ist erstmal noch nicht so groß, dass er eine dieser herausragenden Funktionen erfüllen könnte. Aber er verbindet sich jetzt schon mit einer großen Tradition, die bis in die Zeit des Königs Salomo zurückreicht. Und er ist für mich zugleich ein Zeichen der Verheißung, dass diese Welt Zukunft hat. Ich hoffe sehr, dass ich eines Tages unter den Zweigen des Feigenbaums Schatten und Kühle finde. Und dass er für alle, die ihn sehen, zum Zeichen des Friedens wird. Und bis es so weit ist, lasse ich mir an seinen süßen Früchten genügen.  

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