SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

24AUG2023
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Nichtstun ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung habe ich dieses Jahr im Urlaub gemacht. Denn ich hatte mir vorgenommen, mal nichts zu tun. Also zu entspannen, die Hände in den Schoß zu legen, die Seele baumeln zu lassen. Dafür habe ich auch alle Vorbereitungen getroffen. Ich habe meine Abwesenheit von der Arbeit gut geregelt, allen Bescheid gesagt und voller Stolz verkündet: In diesem Urlaub mache ich nichts.

Meine Arbeitskollegen und alle anderen haben sich an meine Vorgaben gehalten. Sie haben mich vom ersten Tag meines Urlaubs an in Ruhe gelassen. Aber ich bin dennoch nicht zur Ruhe gekommen. Ständig ist mir etwas eingefallen, was ich noch hätte tun können oder sollen. Hier noch ein Anruf, dort noch eine Email, hier noch die Ablage und da noch eine Unterschrift.

Nichtstun ist gar nicht so einfach. Also mir jedenfalls ist es schwergefallen, mich von der Arbeit und all den Dingen zu lösen, die ich noch hätte tun können, hätte tun wollen oder sogar vergessen habe.

„Mama, sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe. Und Urlaub ist die Verlängerung des siebten Tages.“ Bums, das hat gesessen. Mit den eigenen Argumenten hatten mich meine Kinder geschlagen.

Aber es stimmt ja. Gut biblisch gesehen hat Gott uns, also auch mir, eine Auszeit verordnet. Denn im biblischen Schöpfungsbericht verschreibt Gott uns einen Ruhetag, den siebten Tag der Woche. In der christlichen Tradition ist dies der Sonntag. Und Gott hat diese Ruhezeit nicht nur verordnet, empfohlen, uns ans Herz gelegt, sondern selbst vorgemacht. Sechs Tage lang hat er gearbeitet, die Welt erschaffen, am siebten Tag hat er sich ausgeruht und sich alles angeschaut. Bestimmt hätte er noch vieles erschaffen können, aber das wollte er nicht. Ganz bewusst hat er den siebten Tag geruht und diesen gesegnet.

Aus dem einfachen Grund: Damit wir auch mal nichts tun. Nicht das letzte aus der Zeit rausholen. Nicht immer noch schneller, weiter, höher. Nicht nur der eigenen Leistung hinterherrennen, sondern auch mal die Hände in den Schoß legen und nach links und nach rechts sehen. Mich einfach mal mit einem Buch in den Garten setzen, das Gesicht in die Sonne halten und die Wärme spüren. Nichtstun ist auch einfach mal beim Nachbarn am Zaun zu stehen und länger zu erzählen als sonst.

Nichtstun ist gar nicht so einfach, aber es ist unheimlich spannend und entspannend. Gott sei Dank gibt es den siebten Tag und den Urlaub und die Ferien und so manche Auszeit zwischendurch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38294
weiterlesen...