SWR4 Abendgedanken

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22AUG2023
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„Du bist ein Engel“, so habe ich vor kurzem zu meiner Freundin gesagt. Es war ein übervoller Arbeitstag gewesen. Aber meine Freundin war da und hat mich entlastet, wo es nur ging. Als hätte sie geahnt, dass ich sie brauchen würde. So bin ich an diesem Tag mit meiner Arbeit fertiggeworden. Ohne ihre Hilfe hätte ich das nicht geschafft.

„Du bist ein Engel.“ Meine Freundin hat rote Ohren bekommen und verlegen gesagt, dass ich nicht übertreiben solle. Es wäre doch normal, sich gegenseitig zu helfen, füreinander da zu sein. Vielleicht stimmt das sogar. Aber ob normal oder nicht: in diesem Moment war sie für mich ein Engel, weil sie meine Situation erkannt hat. Sie war im richtigen Moment mit der helfenden Hand für mich da.

Und das hätte eben auch anders sein können. Sie hätte zu Hause bleiben können oder nicht merken, dass bei mir gerade Land unter ist. Aber sie hatte das richtige Gespür, was meine Lage anging – und war für mich der rettende Engel. In diesem Moment hatte sie mir der Himmel geschickt. Sie war ein Engel.

Engel sind eben ganz konkrete Menschen aus Fleisch und Blut – und nicht unbedingt irgendwelche Wesen in weißen Flattergewändern. Auch in der Bibel wird von unsichtbaren und sichtbaren Engeln berichtet. Gottes Engel sind Wesen, die den Menschen helfen. Also auch Menschen, die Gottes Liebe und Fürsorge für andere spürbar machen. So wie meine Freundin dies für mich gemacht hat.

Zu Engeln werden in der Bibel die Menschen, die nicht auf den eigenen Vorteil aus sind, sondern stets das Wohl der anderen im Blick haben. Sie behüten und schützen, weisen auf Gefahren hin, sind Begleiter durch das Leben. Auf diese Weise kann ich auch für andere zum Engel werden. Das hat mir meine Freundin deutlich vor Augen geführt.

Gott selbst macht mich zu seinem Engel, zu seiner Botin, die Liebe und Fürsorge, Respekt und Achtung in die Welt bringt. Zu einem Menschen, der mit Engelszungen mit anderen reden kann, der einfach da ist, der ganz konkret helfen kann.

Heute ist der Sei-ein-Engel-Tag. Und ich kann auf so vielfältige Weise ein Engel sein. Vielleicht räume ich nachher einfach mal ohne zu Motzen die Spülmaschine aus, so dass meine Freundin dies nicht machen muss. Oder ich räume gemeinsam mit meinen Kindern das Zimmer auf, weil es gemeinsam mehr Freude macht. Oder ich backe den Lieblingskuchen meines besten Kumpels und überrasche ihn damit. Irgendetwas fällt mir bestimmt noch ein. So dass auch ich zum Engel für andere werde. Genauso wie Sie das auch sind und immer wieder werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38292
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