SWR4 Abendgedanken

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21AUG2023
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Ferien, Urlaub und dann das: Regen am Morgen, Regen am Mittag, Regen am Nachmittag. Immer nur Regen. Morgens aufwachen, weil der Regen gegen die Scheibe trommelt – das ist auch nicht besser als sonst der Wecker.

Nicht schon wieder, habe ich gedacht und mir schon im Bett überlegt, mit welchem Schlechtwetterprogramm ich meinen Sohn bei Laune halten könnte. Museum – aber welches? Hallenbad – ach ne, doch nicht mitten im Sommer? Trampolinpark – bestimmt überfüllt?

„Mama, können wir eine Radtour machen?“ Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig. Mein Sohn hat mich mit leuchtenden Augen angeschaut. „Echt? Jetzt?“, habe ich geantwortet. „Klar! Jetzt regnet es gerade mal nicht oder nur wenig!“ Sein Optimus und seine Freude haben mich nicht gleich überzeugt. „Aber es ist alles nass und matschig und überhaupt…“ so hat mein Einwand gelautet. „Ach Mama, du bist doch nicht aus Zucker. Wir können durch die Pfützen radeln und wir schwitzen auch nicht. Weil es kühler ist. Und die Dusche danach haben wir schon beim Radfahren.“

Und so haben wir uns auf unsere Räder gesetzt und sind losgeradelt. Durch den Wald und durch den Matsch und durch die Pfützen. Der Regen ist mir vom Helm auf die Nase getropft und im Nacken ist er mir unters T-Shirt und dann den Rücken runter gelaufen - und irgendwie hat es ja doch Spaß gemacht, trotz U-Boot-Feeling in den Schuhen. Ich habe mich wie ein Kind gefühlt, rein ins Leben und von oben bis unten voll Matsch.  Da hat mein Sohn mich angestrahlt. „Jedes Wetter ist schön, Mama. Man muss nur das richtige machen.“ Meinte er, wie ein Vater zu seinem Kind. „Und nach dem Regen kommt wieder die Sonne. Und dann wieder der Regen. So ist das. Und außerdem hat das alles was Gutes. Wir haben das Wasser gebraucht und die Waldbrandgefahr ist vorbei.“

Regen ist Segen. Natürlich wie immer nur in Maßen, aber er ist notwendig. So wie es schon in der Bibel heißt: „Du hast für das Land gesorgt und ihm Regen gegeben. … Du gibt den Regen dazu, segnest die Gewächse.“[1]

Gott segnet mit dem Regen die Gewächse und auch mich und meinen Sohn bei der Radtour durch Pfützen und durch den Schlamm. Und ganz ehrlich: Es hat mir Spaß gemacht. So viel Spaß, dass ich am nächsten Tag wieder mit meinem Sohn durch den Regen geradelt bin. Mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht. Denn Regen ist auch Segen.

 

[1] Aus Psalm 65,10-11

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