Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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18AUG2023
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„So Gott will und wir noch leben...“ - das sage ich oft, wenn sich jemand über größere Zeiträume hinweg mit mir verabredet; oder irgendwelche Pläne mit mir schmiedet. „So Gott will und wir noch leben...“
Meine Kinder hassen es, wenn ich das sage. „Ich will doch nicht ständig mit Deinem Ende konfrontiert werden“, hat meine Tochter gesagt.

Das verstehe ich gut. Und es ist ja auch schön, dass ihr der Gedanke nicht gefällt. Aber ich sage das ja auch nicht, um anderen die Laune zu vermiesen; oder aus magischem Gründen, um ein mögliches Übel abzuwenden... Ich sage es, um mir selber immer wieder ins Gedächtnis zu rufen: Ich habe das Leben nicht in der Hand. Ich kann so viele und so fröhliche Pläne schmieden, wie ich will; aber ob ich sie am Ende auch erlebe, das entscheidet ein anderer - und nicht ich.  

Ich habe einmal eine Todesanzeige gelesen, die hat das gleiche erstaunlich humorvoll ausgedrückt. Da hat gestanden: „Gott hat Termine, die nicht in unserem Kalender stehen.“

Wie wahr! Der letzte Termin, der steht nicht in unserem Kalender. Auch die der anderen nicht. Das sind Termine, die so völlig unberechenbar sind; und alle Pläne durchkreuzen... Und doch: rechnen müssen wir damit - wir alle, ausnahmslos.

„So Gott will und wir noch leben...“ - Aber was habe ich von diesem Satz, wenn er doch nichts ändert? Für mich ist das Leben kostbarer, wenn ich sein Ende mitbedenke. Und es befreit mich von der Illusion, noch alles Mögliche erledigen oder erleben zu können. Ich lege meine Zukunft ganz bewusst in Gottes Hand - und finde das enorm erleichternd! Und der Tod verliert an Macht.

Es wird ja so oft „plötzlich und unerwartet“ gestorben. Ich würde mir wünschen, aus heiterem Himmel zu sterben - und gleichzeitig voller Erwartung. Und von daher habe ich mir auch vorgenommen, mich demnächst auch mal um einen Friedhofsplatz zu kümmern, man weiß ja nie?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38257
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