SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

14AUG2023
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Immer mehr Menschen leben alleine. Das hat vielfältige Gründe. Viele junge Menschen zieht es in die Ballungszentren, zunehmend mehr Menschen leben dauerhaft als Single und am Ende des Lebens bleibt auch bei einem Paar einer alleine zurück.

Allein zu leben bedeutet aber nicht automatisch beziehungslos zu leben. Allerdings: Wer allein lebt, muss sich aufmachen, etwas unternehmen, Beziehungen und Freundschaften pflegen – sonst bleibt er allein. Dann kann aus dem Alleinleben schnell Einsamkeit werden. Und die ist bitter, weil wir Menschen soziale Wesen sind. Wir brauchen den Austausch mit anderen. Wir möchten irgendwo dazu gehören. Für jemand anderen wichtig sein. Wenn das fehlt, dann kann Einsamkeit krank machen.

Wir sind nicht mehr so fest eingebunden in soziale Netze, wie das früher der Fall war. Familie und Freunde wohnen heute oft nicht am selben Ort und die Nachbarn kennt man kaum. Wenn man dann nicht mehr so mobil ist und sich nicht mehr so leicht aus dem Haus traut, wird es immer schwieriger, die Einsamkeit zu überwinden.

Was können wir da tun? Wie können die früher so selbstverständlichen Beziehungsnetze in der Nachbarschaft und im Wohnviertel neu geknüpft werden?

Ich denke, es kommt erst einmal auf uns selbst an. Etwa die Nachbarn kennenzulernen, wenn man irgendwo neu einzieht. Sich zu grüßen. Kleine Gefälligkeiten anzubieten und auch selbst darum zu bitten. Sich im Stadtteil umzuschauen, wo die Treffpunkte, die Vereine, die Kirchengemeinden sind. Wer offen für andere ist und sich einbringt, hat meist auch mehr soziale Kontakte. Aber manche Menschen tun sich damit nicht so leicht. Der erste Schritt fällt ihnen schwer. Deswegen braucht es immer auch diejenigen, die sich aktiv um den sozialen Zusammenhalt in ihrem Viertel kümmern. Mit einem offenen Ohr und einem weiten Herzen.

Für mich gehört das auch zu den Aufgaben einer Kirchengemeinde. Seelsorge bedeutet, andere Menschen im Blick zu haben. Sich für sie zu interessieren. Zu merken, wenn jemand neu dazu kommt und ihn freundlich anzusprechen. Ein Kirchencafé nach dem Gottesdienst zu organisieren, Besuchsdienste und Seniorennachmittage. Nachzufragen, wenn jemand länger nicht mehr gekommen ist. Das ist nicht nur die Aufgabe des Pfarrers oder der Verantwortlichen. Zu einer freundlichen und persönlichen Atmosphäre können viele beitragen. Mir ist das wichtig und ich versuche daher, Menschen in Beziehung zueinander zu bringen. Das ist für mich ein Stück gelebtes Christsein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38218
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