Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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09AUG2023
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„Mich traf etwas Schmerzhaftes, mein Körper und das Fahrrad wurden durch einen heftigen Druck umgeworfen. Als ich so flach auf dem Boden lag, nahm ich einen hell scheinenden Blitz oder Regenbogen wahr......Obwohl ich in Todesfurcht war, schrie ich instinktiv: 'Ich will leben.' " (Drescher/Garbe, Es begann in Hiroshima Bornheim 1982 S.24)

Sumiteru Taniguchi heißt der Mann, der das erzählt. Er kämpft fast zwei Jahre mit dem Tod. Erst im März 1949 kann er das Krankenhaus verlassen. Manche seiner Wunden sind unheilbar, der völlig verbrannte Rücken verursacht ihm den Rest seines Lebens starke Schmerzen.

Am 6. und am 9. August 1945 werfen amerikanische Bomber zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. 78 Jahre ist das heute her. In den ersten Monaten sterben über 200.000 Menschen an den Folgen der Explosionen und an den Strahlenschäden. 

In der Einsatzbesprechung vor dem Start des ersten Atombombers betet einer der Militärpfarrer mit den Besatzungsmitgliedern:

" Allmächtiger Vater....sei mit jenen, welche sich in die Höhen des Himmels wagen und die Schlacht zu unseren Feinden tragen. Behüte und beschütze sie….wenn sie ihre befohlenen Einsätze fliegen. Mögen sie, so wie wir, von deiner Stärke und deiner Kraft wissen, und möge es ihnen gelingen, bewaffnet mit deiner Macht, diesen Krieg zu einem schnellen Ende zu bringen. " (a.a.O.S.132)

Ich halte das für eine ungeheuerliche Aussage - "Bewaffnet mit seiner Macht". Es war nicht Gottes Macht, sondern Menschenmacht, die in einer Sekunde 37.000 Menschen sterben lässt.

Pater George Zabelka, damals auch Militärpfarrer auf der Insel Tinian im Pazifik, bekennt Jahre nach dem Krieg: "Dass ich es unterlassen habe, angesichts dieser totalen moralischen Verirrung, wie sie die Massenvernichtung von Zivilisten darstellt, die Stimme zu erheben, sehe ich heute als ein schweres Versagen als Christ und als Priester.... " (a.a.O.133)

Heute, am 9. August 2023, muss man wieder daran erinnern. Denn wer sich nicht erinnert, vergisst oder hat schon vergessen, was als Vermächtnis auf dem Mahnmal im Friedenspark von Hiroshima geschrieben steht:  Ruhet in Frieden, denn dieser Fehler darf sich niemals wiederholen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38204
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