Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17AUG2023
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Nachbarschaft. Bis letztes Jahr habe ich das gar nicht so richtig gekannt. Da war ich noch Gemeindepfarrer und habe mit meiner Familie in einem Pfarrhaus gewohnt. Natürlich hatten wir auch da Nachbarn, sehr nette noch dazu. Aber mit meinem Beruf war ich immer in einer Sonderrolle – und deshalb nie völlig privat dort. So nebenbei war das immer Thema im täglichen Miteinander.

Inzwischen leben wir in einem ganz normalen Haus. Genauso wie die Leute um uns herum. Wir sind altersmäßig bunt gemischt dort, mit Kindern in fast jedem Alter. Und wir leben alle erst mal unser eigenes Leben. Von manchen Nachbarn weiß ich persönlich gar nicht so viel – und umgekehrt. Das finde ich auch in Ordnung so. Schließlich ist es ja erst mal Zufall, dass wir in derselben Straße wohnen.

Gleichzeitig kriegen wir in der Nachbarschaft so einiges voneinander mit. Erst recht jetzt im Sommer, wenn die Fenster offen stehen. Wenn wir trubeligen Besuch haben oder mal wieder lautstark streiten, bleibt das nicht geheim. Manchmal ist mir das unangenehm. Und dann denke ich wieder: So geht halt Leben – und niemand von uns ist perfekt. Gleichzeitig verstehe ich gut, wie es zu Nachbarschaftszwist kommen kann. Wahrscheinlich muss man den Mut haben, auch störende Kleinigkeiten bald klar anzusprechen – damit sich nicht übermäßig großer Ärger anstaut.

Und – immer wieder entsteht auch persönlich Kontakt in der Nachbarschaft. Wenn es zum Beispiel passt zwischen den Kindern oder Erwachsenen. Oder wenn man sich gegenseitig unkompliziert unterstützen kann – mit einem fehlenden Gartengerät oder bei der Haustier-Versorgung über die Urlaubswochen. Bei uns sitzen einmal im Jahr sogar alle Nachbarn zusammen und verbringen einen gemeinsamen Abend. Mal sehen, wen ich da dieses Mal neu kennenlerne.

Nachbarschaft – ich kann mich gewöhnen an diese besondere Form des Zusammenlebens. Und ich glaube, Gott freut sich darüber mit. Der sagt nämlich ganz vorne in der Bibel: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen“ [1. Mose 2,18a]. Und ich glaube, damit ist noch viel mehr gemeint als klassische Partnerschaft oder Familie. Warum nicht auch die Beziehung zu den Menschen in derselben Straße? Also – auf gute Nachbarschaft!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38160
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