Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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15AUG2023
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Fehler machen, das fällt mir nicht leicht. Vor allem, wenn ich sehr viel von mir erwarte. Im Beruf ist das zum Beispiel so. Oder manchmal auch im Familienalltag. Dann können mich auch kleinere Fehler schnell verunsichern und aus der Balance bringen. Weil ich denke, dass sie mir doch eigentlich gar nicht passieren dürfen.

Früher habe ich dann meistens ganz schnell weitergemacht – und versucht, den Fehler sozusagen wieder auszubügeln. Mit anderen Dingen, die mir gelingen. Oder ich habe den Fehler abgestritten, kleingeredet, auf andere oder die Umstände geschoben. Beides ist anstrengend, kostet viel Kraft. Und immer häufiger hat es sich nicht mehr richtig angefühlt für mich.

In letzter Zeit versuche ich, meine Fehler nicht gleich wegzuschieben. Sie genau anzuschauen. Schon das verändert was, finde ich. Ich mache mir damit klar: Fehler dürfen sein. Sie gehören zum Leben und auch zu mir. Das ändert nichts an meinem Wert und an meinen Fähigkeiten.

Und – in manchen Fehlern entdecke ich tatsächlich so was wie ein Muster. Immer wieder mal zum Beispiel bin ich mit irgendwas zu rasch. Und habe dann vorschnell eine Vorstellung von irgendwas. Oder ich vergesse, bestimmte Leute miteinzubeziehen. Wenn sich so was wiederholt, kann ich vielleicht was dran ändern mit der Zeit. Und mir bewusst vornehmen, etwas länger zu warten mit einem Schritt.

Typische Fehler verraten mir auch was über meinen Charakter. Und manchmal kann ich dann auch schmunzeln, wenn ich mich auf diese Weise selbst ertappe. Dinge haben ja auch oft zwei Seiten – meine Schnelligkeit zum Beispiel bringt mich in vielen Fällen weiter.

Mehr Fehlerfreundlichkeit tut mir persönlich sehr gut. Als Christ hat das auch viel mit meinem Glauben zu tun. Wer sich von Gott geliebt weiß, kann auch Fehler gelassener nehmen, glaube ich. Und ich habe den Eindruck, dass sich das mit der Fehlerfreundlichkeit mehr und mehr rumspricht. Immer häufiger lese ich von so genannten „Fuckup Nights“ – das sind Veranstaltungen, bei denen Menschen öffentlich ganz offen von ihren Fehlern erzählen und gerade dadurch anderen Mut machen. Und heute hilft vielleicht auch ein Blick in die USA. Dort wird jedes Jahr am 15. August der „Tag der Fehler“ begangen.

Was war denn Ihr letzter Fehler? Was verrät er Ihnen? Und – wie bringt er Sie weiter?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38158
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