Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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05AUG2023
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Späte Hilfe ist auch Hilfe. Das Reden von „Erster Hilfe“ ist leicht missverständlich. Es bedeutet nämlich nicht unbedingt, dass sie schnell und sofort kommt. Es gibt auch erste Hilfe, die erst spät kommt, aber nicht zu spät. Eine der besonderen Eigenschaften Jesu ist es wohl gewesen, nie zu spät zu kommen. Spät schon, aber noch rechtzeitig genug. Und das kann natürlich eine rechte Geduldsprobe sein. So zum Beispiel als Jesus einmal nach einem langen Tag voller Helfen und Heilen und Jubel und Trubel seine Leute schon mal weg schickt. Sie sollen ins Boot steigen und ans andere Ufer des Sees vorausfahren, an dessen Ufer sie den ganzen Tag für die Leute dagewesen sind.

Die Jünger tun, was ihnen gesagt wird, rudern also los und Jesus bleibt zurück. Zuerst schickt er die Menschen alle weg, weil er nicht grenzenlos für sie da sein kann. Er ist erschöpft und braucht jetzt seine Ruhe. Die sucht er sich beim Beten, zu dem er sich ganz allein zurückzieht. Die Jünger sind inzwischen schon weit auf dem See, als starker Wind aufkommt. Bald geraten sie in Seenot und drohen unter zu gehen. Es ist mitten in der Nacht. Und sie sind allein, allein mit ihrer ganzen Untergangsstimmung und Angst. Erst gegen Morgen taucht Jesus endlich auf. Aber das muss dann so dermaßen unheimlich für seine Leute gewesen sein, dass ihnen erstrecht himmelangst geworden ist. Sie halten ihn für ein Gespenst. Denn Jesus kann zum Entsetzen der ganzen Mannschaft über genau das Wasser gehen, das ihnen gerade bis zum Hals steht. „Erschreckt nicht, ich bin es, Ihr braucht keine Angst zu haben!“ sagt Jesus sein wasserdichtes Versprechen. Er kommt reichlich spät, aber seine erste Hilfe ist gewiss. Das sollte uns bei jedem Wellengang Zuversicht und Hoffnung geben. Wenn wir auch dabei seekrank werden. Hauptsache,- wir müssen nicht untergehen.

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