Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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31JUL2023
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Wir wollen nicht zu spät kommen. Schon gar nicht Montags! Pünktlichkeit ist noch immer eine sehr geschätzte Tugend. Es gilt als unhöflich, zu spät zu kommen. Wem das ein paarmal passiert, hat bald ein Imageproblem. Bei manchen Terminen ist es halb so schlimm. Man kann ja mal den Bus verpassen, zu spät zum Arzttermin kommen, weil kein Parkplatz zu finden war,  zum Abendessen dazu stoßen, wenn die  andern schon angefangen haben. Auch wer im Stau steht oder im verspäteten Zug sitzt, kann mit Nachsicht für seine Unpünktlichkeit rechnen.  Aber verpasste Gelegenheiten, rechtzeitig füreinander da zu sein, wenn es wirklich drauf ankommt, die scheinen unverzeihlich und tun besonders weh. Und doch passiert es uns ab und zu. Es ist einfach menschlich.

Und es ist sogar Jesus selbst passiert. Einmal ist es besonders peinlich. Da kommt er nicht rechtzeitig zu einem ziemlich besten Freund Der heißt Lazarus und ist todkrank. Und als Jesus endlich da ist, ist es zu spät. Lazarus ist tot. Die beiden Schwestern schauen ihn vorwurfsvoll an und sagen: „Wärst Du rechtzeitig hier gewesen, unser Bruder wäre nicht gestorben!“

Das ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn Hilfe nicht rechtzeitig kommt. Nicht ohne Grund hat sich das geflügelte Wort durchgesetzt: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!“

Und obwohl Jesus in dieser zum Schluss atemberaubenden Geschichte das Blatt dann doch noch einmal wenden kann und seinen Freund zurück ins Leben ruft, es bleibt da doch diese Enttäuschung des „zu spät“ irgendwie hängen. Darum sollten wir immer wieder bemüht sein, rechtzeitig nacheinander zu sehen, Krankenbesuche nicht hinauszuschieben, Anrufe und Rückfragen ganz nach oben auf unsere to do Listen zu setzen. Wir können einander wirklich helfen und gut tun, wenn wir möglichst nicht zu spät kommen. Manches, was wir aneinander versäumen, ist nämlich später einfach nicht mehr gut zu machen. Lazarus kann nicht warten. Er braucht uns heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38123
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