SWR3 Gedanken

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05AUG2023
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Ich wohne seit zehn Jahren in Stuttgart und fühle mich richtig wohl. Aber ich habe auch Glück: Ich lebe in einer tollen Wohnung, die ich mir leisten kann. Dort fühle ich mich richtig Zuhause.

So geht es nicht allen Menschen hier. Denn die Wohnungsnot in Stuttgart spitzt sich immer mehr zu. Alte Menschen können sich mit ihrer Rente die Miete nicht mehr leisten. Familien können mit ihrem Monatsgehalt kaum mehr Kinder und Wohnung bezahlen, auch wenn Mutter und Vater Vollzeit arbeiten. Und da gibt es Jugendliche und junge Erwachsene, die sich keine herkömmliche Miete leisten können – weil sie nur ein kleines Ausbildungsgehalt beziehen oder von zu Hause keine Unterstützung bekommen.

Sie alle haben es nicht so einfach wie ich, sich hier in Stuttgart wohl und Zuhause zu fühlen. Deshalb bin ich froh, dass es so Einrichtungen wie das Hildegardisheim in Stuttgart gibt. Ein Wohnheim der katholischen Kirche, das jungen Frauen in ihrer Ausbildungsphase die Möglichkeit gibt, mitten in der Stadt zu leben. Pädagoginnen vor Ort unterstützen die Mädchen und jungen Frauen nicht nur mit einem Dach über dem Kopf, sondern auch dabei, ihren Alltag zu gestalten und schwierige, persönliche Lebenslagen zu überstehen. Die Frauen können dort an vielen Freizeitangeboten teilnehmen und erfahren so Gemeinschaft und vielleicht sogar ein bisschen Zuhause.

Das Hildegardisheim macht mich erst darauf aufmerksam, dass es diese Mädchen und Frauen in Stuttgart gibt, die es nicht so einfach haben wie ich. Die Unterstützung brauchen, weil sie die nicht von zu Hause bekommen. Sie zeigen mir, dass Wohlstand und Bildung nicht selbstverständlich sind, obwohl es das sein sollte. Denn alle Menschen sollen doch die Chance haben, sich mitten in der Stadt Zuhause fühlen zu können – so wie ich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38121
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