SWR3 Gedanken

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28JUL2023
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Der talmudische Meister „Rabbi Elasar ben Asarja sagte: Wer keine Kenntnisse der Tora besitzt, bei dem mangelt es auch an Humanität, der Fähigkeit zum sozialen Verhalten.“ Umgekehrt könnte diese Aussage aber auch zutreffen: Wer keine Humanität gelten läßt, von dem könne auch keine Kenntnis der g-ttlichen Lehre, der Tora erwartet werden. „Wer keine Weisheit besitzt“, setzt der Rabbi fort,- „hat auch keine G-ttesfurcht... Wer keinerlei Kenntnisse besitzt, kann auch keine Einsicht haben.“

Die jüdische Lebensauffassung geht davon aus, daß das Studium der Tora, die Grundlage des ethischen Verhaltens in der Gesellschaft bildet. Nach der Denkweise von Rabbi Eleasar trifft das ebenfalls auf die „Weisheit“ zu. Auch diese kann nicht ausschließlich als ein theoretischer Begriff erfaßt werden, sondern nur mit ihren ethischen Grundlagen.

„Die Weisheit“, wie sie in den Schriften des Judentums verstanden wird, bedeutet nicht nur die Menge des erlernten Wissens, sondern auch ihre Wirkung auf den Intellekt des Menschen. Wer sich nur das Wissen, die Kenntnisse und Fertigkeiten aneignet, gilt noch nicht unbedingt als „Weise“. Man wird erst dann ein „Weiser“, wenn das erworbene Wissen das Wesen des Menschen durch Abklärung seiner Emotionen und Triebe zum Guten beeinflussen kann. Die klassischen Schriftgelehrten des Judentums galten deshalb als „Weise“, weil sie nicht nur über große Mengen von Wissen verfügten, sondern weil sie durch ihr menschliches Verhalten als gottesfürchtig galten.

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