SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

16JUL2023
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Musik 1 Johann Sebastian Bach: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ für Orgel (Beginn) aus dem Dritten Teil der Clavier-Übung“ (BWV 676). Johannes Lang, Orgel.

 

Diese Musik mag ich ganz besonders! Johann Sebastian Bachs quicklebendiges Orgelstück über das Lied „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. Das Lied ist genau 500 Jahre alt! Es stammt von Nikolaus Decius, einem lutherischen Prediger und Kirchenmusiker, der zur Zeit der Reformation gelebt hat. Was will er mit seinen Strophen sagen? Bei allem, was wichtig ist und was dich Tag für Tag beschäftigt und manchmal auch bedrängt, bei all dem vergiss nicht, Gott die Ehre zu geben.

                                  

Musik 2 Hans Leo Haßler: „Allein Gott in er Höh sei Ehr“ (Strophe 1) mit dem Peñalosa-Ensemble.

 

Allein Gott in der Höh sei Ehr

und Dank für seine Gnade.

Darum, dass nun und nimmermehr

uns rühren kann kein Schade.

Ein Wohlgefallen Gott an uns hat,

nun ist groß Fried ohn Unterlass,

all Fehd hat nun ein Ende.

 

Johann Sebastian Bach hat sich den Titel dieses Liedes als persönliches Motto ausgewählt. Und zwar in lateinischer Sprache: „Soli Deo Gloria“ – Gott allein gebührt die Ehre! Bach schreibt diesen Spruch immer wieder unter seine Kompositionen. So, als wollte er das auf keinen Fall vergessen: Gott die Ehre zu geben! Die zweite Strophe unseres Liedes fragt danach, wie das geht. Und die Antwort fächert das Thema dreifach auf. Gott die Ehre geben, das heißt: ihn loben, ihn preisen und anbeten:

 

Musik 3 Hans Leo Haßler: „Allein Gott in er Höh sei Ehr“ (Strophe 2) mit dem Peñalosa-Ensemble.

 

Wir loben, preisen, anbeten dich,

für deine Ehr wir danken;

dass du, Gott Vater, ewiglich

regierst ohn‘ alles Wanken.

Ganz ungemessen ist deine Macht,

fort g‘schieht, was dein Will hat bedacht.

Wohl uns des feinen Herren!

 

„Allein Gott in der Höh sei Ehr.“ Aber was ist dann mit den Menschen, die nicht so auf der Höhe sind, denen es schlecht geht, die krank sind und leiden, oder die scheitern? Sind sie denn weniger wert? Ganz bestimmt nicht. Genau dazu hat Johann Sebastian Bach sogar ein kurzes Gedicht verfasst, in dem er Gott und die Menschen, denen er seine Musik schenken will, in den Blick nimmt. Es sind nur zwei Zeilen. Sie heißen: „Dem Höchsten, Gott allein, zu Ehren, / dem Nächsten, draus sich zu belehren.“

Bach spricht hier von der Ehre Gottes. Doch im selben Atemzug vergisst er auch die Menschen nicht, seine „Nächsten“. Heute gibt es weltweit ja viele, die Bach nahe sind, weil er sie nicht nur belehrt, sondern auch bewegt und erfreut. Mich erfreut Musik oft gerade dann, wenn es mir nicht so gut geht. Auch der alte Choral „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ mit seinem festlichen Dreiertakt.

Solche Klänge bringen dann auch in Bewegung, ja sie lösen etwas, wenn ich ganz erstarrt bin. Die paar Minuten, in denen ich dieses Lied im Gottesdienst singe oder in denen ich Bachs Musik höre, schenke ich demjenigen, dem die Ehre gebührt: „Dem Höchsten, Gott allein, zu Ehren“. Mir selber tut es auch gut. Vor allem gibt es mir Kraft für alles andere, was jeden Tag für meine „Nächsten“ wichtig ist.

 

Musik 4 Johann Sebastian Bach: „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ für Orgel (Schluss) aus

dem Dritten Teil der Clavier-Übung“ (BWV 676). Johannes Lang, Orgel.

 

 

 

Text und Melodie: Nicolaus Decius (1517) nach dem lateinischen Gloria der gregorianischen Messe „Lux et origo“ (vgl. GL 114); Chorsatz von Hans Leo Haßler; Orgelchoral von Johann Sebastian Bach aus dem Dritten Teil der „Clavier-Übung“ (BWV 676)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38050
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