SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

28JUN2023
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Haben Sie auch die Krönungszeremonie von König Charles im Mai im Fernsehen gesehen? Ich habe mir diesen ganzen Prunk und Protz in voller Länge angeguckt. So viel Gold, Glitzer, Orden, Juwelen auf einem Haufen. Meine Güte! Aber, ja, irgendwie halt doch faszinierend. Die Inszenierung, die Show war gut. Kann ich nicht anders sagen, auch wenn ich eigentlich kein großer Fan der britischen Monarchie bin.

Glanz und Glitzer haben mich beeindruckt. Aber noch viel mehr beeindruckt hat mich die Botschaft, die mitklang. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sie bestimmend war. Denn ehrlich, die Fanfaren und der Glamour waren schon ziemlich dominant. Aber: Wenn man genau zugehört hat, dann waren doch auch andere Töne zu hören. Und die konnte ich gut hören und, ehrlich, dafür hätte es den ganzen Punkt und Protz eigentlich auch gar nicht gebraucht.

Die ersten Worte des Krönungsgottesdienstes spricht ein Kind. Es begrüßt den König im Namen des Königs der Könige. Im Namen Gottes. Und Charles antwortet, wie es das Protokoll vorschreibt: „Ich bin nicht gekommen um mir dienen zu lassen, sondern um zu dienen. Und ich musste schmunzeln: So viel Prunk und Protz für den neuen König. Und als erstes wird er an seinen rechten Platz gerückt: Gott ist der Herrscher der Welt, in seinem Namen wird Charles begrüßt. Und kurz mal ein bisschen kleiner gemacht.

Und genau das passierte immer wieder in dem Gottesdienst in Westminster Abbey. Charles wird daran erinnert, dass er dient. Dass er Gott und seinen Untertanen dient. Dass er in Jesu Auftrag für Gerechtigkeit sorgen soll, sich für die Armen einsetzen soll. Dass er zwar mächtig, aber nicht allmächtig ist.

Da steckt viel drin. Und ich habe gedacht: Vielleicht sollte man das allen, die Macht haben, ab und an mal klarmachen: Ihr herrscht nicht um eurer selbst willen. Es geht nicht um euch. Ihr seid alle gar nicht so wichtig. Wichtig sind die Menschen, wichtig ist unsere Welt. Um die geht es. Um sie sollt ihr besorgt sein. Für sie sollt ihr eintreten. Und zwar besonders für die, denen es nicht gut geht. Daran wird entschieden, ob ihr gute Herrscher seid, in eurem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, für die Liebe zu allen Menschen. Herrschen im Sinne Gottes heißt Dienen.

Diese Einsicht ist bestimmt nicht nur für Könige gut, sondern für alle, die Macht ausüben. Industriebosse, Geschäftsführerinnen, Pfarrerinnen und Lehrer, Filialleiter und Trainerinnen:

Wir alle können uns immer wieder neu das sagen lassen, was der Erzbischof von Canterbury am Ende als Segen der ganzen Gemeinde zugesprochen hat:

„Christus, unser König, gebe Dir Treue und Stärke nach seinem Willen zu handeln. (…) Amen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37917
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