Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Darf’s ein bisschen mehr sein?“ - Wenn ich in einem Laden so gefragt werde, dann reagiere ich auch schon mal gereizt. Was soll das? Ich will nicht mehr haben und bezahlen müssen!
„Darf’s ein bisschen mehr sein?“ - Wenn mir allerdings jemand etwas geben oder schenken will, dann sieht’s anders aus.. Dann nehme ich das natürlich gerne mit.
Diese Frage nach dem „Mehr“ begleitet unser Leben. Mehr haben: Ja! - mehr zahlen: Nein! - Mehr verdienen, mehr bekommen - wer würde da nicht zugreifen. Aber, wenn dieses „Mehr“ zum Prinzip und zur Forderung wird, dann finde ich das nicht mehr gut. Wenn das das alles bestimmende Ziel wird, dann möchte ich passen und aussteigen.
Wie kann denn dann noch Zufriedenheit entstehen, wenn es immer “mehr“ sein muss. Wo soll das enden? Haben nicht manche Probleme in unserer Gesellschaft gerade hier ihren Ursprung?! - Ich habe nichts gegen Fortschritt und Wachstum. Aber muss das permanente Forderung sein: immer Mehr!

Wenn ich in die Bibel sehe, dann begegnet mir Beides. Es gibt die Zufriedenheit mit dem, was da ist und zur Verfügung steht. Davon und damit zu leben ist gut und reicht aus. Auf der anderen Seite werden Menschen herausgefordert, mehr zu wollen, etwas zu investieren, sich nicht mit dem „Status Quo“ abzufinden.
Und wenn ich Jesus sehe, dann ging es ihm weniger um ein Mehr, als viel mehr um ein Alles! Er fordert seine Jünger beispielsweise auf, ihre vertrauet Umgebung zu verlassen und ihr bisheriges Leben aufzugeben um ihm nachzufolgen. Er bietet ihnen keinen Teilzeitjob auf 400 € -Basis an, der dann, je nach Situation, auch mal etwas mehr werden kann.
Er will vollen Einsatz, ganze Hingabe - bei der dann kein Mehr mehr möglich ist. So hat er auch geantwortet, als ihn jemand nach dem bedeutendsten Gebot gefragt hat. Es gibt nur eins, hat er gesagt: „Liebe Gott von ganzem Herzen, ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Leben - und deinen Nächsten liebe wie Dich selbst!“
Mehr geht nicht. Ganze Ausrichtung auf Gott - und auf meinen Nächsten, ohne dabei mich selbst zu vergessen. Da ist alles drin!
„Darf’s ein bisschen mehr sein? - Nö! Damit ist alles gesagt und getan. Mehr ist nicht nötig. Mehr geht auch nicht.
Wenn Ihnen das jetzt zu gewaltig erscheint, zu groß und unerreichbar ist: Es befreit dennoch von dem immer Mehr haben wollen und leisten zu müssen, weil ein Rahmen und ein Ziel gesteckt ist, das genügt.
Ein Versuch ist es wert!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=3776
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