Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das Schawuot-Fest ist ein Fest der Erstlingsfrüchte und ein Erntedankfest.  Nur diese Aspekte eines naturverbundenen Festes werden in der Tora erwähnt.  Der Talmud, die nachbiblische jüdische Tradition, geht davon aus, dass dieses Fest auch eine heilsgeschichtliche Bedeutung hat, nämlich das Gedenken an die Offenbarung der Zehn Gebote der Tora.  Im Laufe der jüdischen Geschichte wurden die Israeliten aus ihrem Land vertrieben.  Ihre Fluchtwege führten sie in fast alle Länder der Erde.... So verblasste in der Erinnerung der Menschen die Landwirtschaft des Heiligen Landes und rückte schließlich in weite Ferne.  Gleichzeitig wurden die heilsgeschichtliche Bedeutung und die ethisch-monotheistischen Inhalte der Heiligen Schrift vertieft.  All dies wirkte sich verstärkend auf das große volksgeschichtliche Erlebnis aus: die kollektive Annahme des Dekalogs, der Tora am Sinai an Schawuot.  Diese Annahme verpflichtete die Vorfahren, die Lehren der Gebote an die Völker weiterzugeben.

Auffallend an diesem Fest ist, dass der spirituelle Inhalt, die Zeremonien, die zeremonielle Kunst des Festes in den Hintergrund gedrängt werden.  Jedes Fest hat eine verbindliche Symbolik.  Jedoch an Schawuot gibt es kein äußeres symbolisches Zeichen dafür, dass wir an diesem Tag zu Trägern und Verkündern der Lehre G-ttes, der Tora, geworden sind. Die Arbeitsruhe am Schawuot ist fast das einzige äußerlich sichtbare Merkmal dieses Festes.  Allerdings ist es üblich, die Synagogen und die Häuser mit frischem, grünem Laub zu schmücken.  Dies weist jedoch eher auf den naturbezogenen, klassischen Inhalt des Festes hin.

Seit dem 14. Jahrhundert war es üblich geworden, in der ersten Nacht von Schawuot wach zu bleiben, um Lernvorträge aus den Werken der Bibel und der traditionellen Literatur zu halten, sie zu kommentieren und zu erläutern.

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