Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP
Ein bisschen hat das schon was vom Paradies. Wenn ich mich morgens aufmache und überall blühende Bäume und Sträucher sehe, Blumen in allen Farben, wenn ich an Wiesen vorbeifahre und kleinen Parks. Selbst dort, wo sich Haus an Haus reiht und wo Straßenasphalt dominiert. Auch da kann ich in diesen Frühlingstagen Natur pur erleben. Ich muss nur die Augen aufmachen. Überall zwängt sich die Natur ans Sonnenlicht. Selbst durch Risse im Beton. Oder in kleinen Moospolstern auf dem Dach.
Für all das, für diese paradiesischen Erfahrungen, braucht es die Erde. Ohne guten Boden, ohne festen Grund kann keine Pflanze leben und überleben.
Erde ist was ganz Elementares. Auch schon in der biblischen Schöpfungserzählung. Denn da werden sogar die ersten Menschen aus Erde gemacht. Gott ist da eine Art Töpfer. Er knetet und formt die Erde, bis sie wie ein Mensch aussieht. Gott erdet sozusagen den Menschen.
Ein schönes Sprachspiel: Der Mensch ist geerdet, das heißt, er ist an die Erde gebunden. Sie ist der Grund des Lebens, der menschlichen Tatsachen. Klar, wir können mit Flugzeugen und Raketen fliegen. Aber zum Leben brauchen wir die Erde. Kein Wunder, dass besonders guter Boden „Mutterboden“ heißt. So wie uns jemand Leben gibt, so hält die Erde am Leben, sorgt für jeden Menschen.
Oft genug vergesse ich das. Vergesse, dass ich die Erde brauche. Und sie nicht nur gebrauchen kann. Vergesse, dass gutes Umgehen mit der Erde lebensnotwendig ist für den Menschen.
Mit der Erde gut umgehen – das legt für mich eine Spur zum Paradies. Denn im Paradies wird mit allem gut umgegangen – mit den Menschen, den Tieren, den Pflanzen und eben auch der ganzen Erde.
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