Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08MAI2023
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Wie wäre es wohl, wenn Menschen es hin und wieder einmal schaffen würden, aus dem Kreislauf von „Aktion – Reaktion“ auszubrechen oder ihn zumindest einmal zu unterbrechen? Vielleicht erinnern Sie sich an jenen bewegenden Musikfilm, in dem folgende Redewendung eine problematische Rolle spielte: „action – réaction“. Die beiden Worte werden in dem Film „Les Choristes“, bei uns besser bekannt unter „Die Kinder des Monsieur Matthieu“ oft gebraucht. Der Satz wurde dann angewandt, wenn etwas „aus dem Ruder“ oder „schiefgelaufen“ war. Dann folgte einer etwas problematischen Aktion eine noch heftigere Re-Aktion. Doch dies Handlungsschema funktioniert scheinbar nicht nur in diesem Film. Es scheint auch unser gesellschaftliches Mit-Einander, oder sollte ich eher „Gegen-Einander“ sagen, zu prägen. Natürlich ist „Aktion – Reaktion“ ein wichtiges Element im Leben. Doch manchmal erscheint es mir wie ein unangenehmer Kreislauf, der das menschliche Miteinander eher stört oder zerstört, als ihm in guter Weise weiterzuhelfen.

Da finde ich es hochinteressant, dass biblische Texte diejenigen, die sie lesen und die danach leben möchten, zu einem ganz anderen Verhalten einladen. Bereits in der Hebräischen Bibel werden die Menschen zu folgendem Tun eingeladen: „Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot; dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser“ (Sprüche 25,21). Jesus formuliert es sogar noch etwas herausfordernder: „Liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhalten… denn Gott ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen“ (Lukas 6,35). Auch hier findet sich das Motto „Action – Réaction“ im Hintergrund – aber eben nicht als Eskalation von Gewalt, sondern als herausfordernde Mitmenschlichkeit. Ich weiß: Es ist nicht einfach, einem hungernden Feind Brot zu geben oder einem dürstenden Feind ein Glas Wasser zu reichen. Mir geht das mit gleichen Mitteln ‚heimzahlende Re-Agieren‘ auch oft leichter von der Hand. Aber ich will mich von diesen biblischen Anregungen gern in meinem Alltag herausfordern lassen. Vielleicht gelingt es mir ja ansatzweise, einem Menschen, der mir nicht unbedingt wohlgesonnen ist, Gutes zu tun. Das mag ein gewisses Maß an Selbst-Überwindung kosten. Aber solches Verhalten durchbricht zumindest die ungute Spirale von „Action – Réaction“ – probieren Sie es doch mal aus!  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37603
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