SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

02MAI2023
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Am Wochenende feiern wir ein großes Fest. Unsere Tochter feiert ihre Konfirmation. Oma und Opa werden anreisen, die Paten, der Neffe mit seiner Freundin, gute Freunde, ehemalige Nachbarn. Kurzum Menschen, die unserer Tochter wichtig sind. Wir alle freuen uns riesig darauf.

Dabei muss ich aufpassen, dass der Vorbereitungsstress meine Vorfreude nicht auffrisst: Gästebetten beziehen, das Essen planen, Staubsaugen - Fenster putzen. Die Liste ist lang - zu lang. Wir werden nicht alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Unsere Tochter selbst geht die Vorbereitungen anders an.  Am Wochenende hat sie das Fotoalbum ihrer ersten Lebensmonate hervorgeholt. Miteinander haben wir das Album durchblättert: Haben gestaunt, wie klein sie damals gewesen ist. Ihr Start in das Leben ist alles andere als einfach gewesen: Ein paar Wochen Intensivstation zu Beginn. Dann endlich die Fahrt nach Hause. Diese Tage haben uns geprägt. Als Eltern zu erleben, wie kostbar das Leben ist – wie wenig man selbst in der Hand hat. Ich erinnere mich, wie wohltuend die Unterstützung der Krankenschwestern gewesen ist, wie der junge Oberarzt sich gekümmert hat. Die Klinikseelsorgerin hatte ein offenes Ohr für unsere Sorgen, hat unsere Tochter gesegnet, ein paar Monate später dann getauft. Auf einem Foto sind Familie und Freunde zusammen am Taufstein in der Kirche und freuen sich, dass alles gut verlaufen ist.

In ein paar Tagen werden die Menschen von dem Foto unsere Tochter wieder in die Kirche begleiten. Wir sind Gott dankbar, dass er uns unsere Tochter geschenkt hat. Die Konfirmanden haben vor Kurzem im Gottesdienst berichtet, warum ihnen der Glaube wichtig ist. Ich staune, was sie gesagt haben: Viele schätzen die Gemeinschaft in der Kirche, dass die Menschen hier festhalten am Frieden und um Gerechtigkeit ringen. Gerade jetzt, in der Ukrainekrise, ist ihnen das wichtig, dazu die Bewahrung der Schöpfung. Und unsere Tochter? Sie hat gesagt, dass sie an Gott glaubt, weil er sie zu Beginn ihres Lebens beschützt hat. Darum auch ihre Gelassenheit bei den Vorbereitungen: „Jetzt, bei der Konfirmation, will ich mich bei Gott bedanken und mit Euch allen feiern. Ob die Fenster zu Hause geputzt sind, ist doch völlig egal, Mama!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37553
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