Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

30APR2023
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Christ werden in 30 Minuten. Am vergangenen Mittwoch war es wieder möglich: in der Marienkirche mitten in Berlin konnten Erwachsene sich spontan taufen lassen. PopUp-Taufe[1] nennt die evangelische Gemeinde dieses Angebot, das es in diesem Jahr einmal im Monat gibt. Mittags um 12 wird ein Gottesdienst gefeiert, und wer getauft werden möchte, kommt für ein Gespräch mit der Pfarrerin eine halbe Stunde vorher in die Kirche. Es gibt ein kurzes Kennenlernen, die wichtigsten Formalitäten werden geklärt und die Pfarrerin fragt, warum die Person sich taufen lassen möchte. Und dann wird getauft. Sozusagen in der Mittagspause.

So originell ich diese Idee finde, bin ich zugleich auch etwas skeptisch: Ist das der Taufe angemessen, so spontan, quasi nebenbei zu taufen? Taufe ist doch mehr als ein kurzes Event, mehr als etwas, was ich „to-go“ einfach mal mitnehme.

Pfarrerin Corinna Zisselsberger, der die Sache mit der PopUp-Taufe in Berlin eingefallen ist, sagt: „Johannes, der Täufer am Jordan, hat es doch genauso gemacht. Die Menschen sind zu ihm gekommen, er hat sie im Wasser untergetaucht und dann war die Taufe vorbei. Da gab es keine langen Glaubenskurse oder viele Gespräche im Vorfeld.“

Wenn ich der jungen Pfarrerin zuhöre, fallen mir auch andere Stellen in der Bibel ein, die beschreiben, wie Menschen früher Christen wurden. Da wird von Leuten in Jerusalem erzählt, die an Pfingsten den Aposteln zugehört haben, und die sich dann direkt taufen ließen. Oder Lydia, eine toughe Geschäftsfrau, von der die Bibel erzählt, dass sie die erste Christin in Europa gewesen ist. Lydia trifft Paulus, hört ihm zu und spürt: ich möchte getauft werden. Zu dieser Gemeinschaft und zu diesem Jesus, von dem Paulus erzählt, möchte ich gehören.

Lydia, die Leute in Jerusalem und auch die Menschen bei Johannes am Jordan verbindet, dass sie was Neues suchen und ihrer Sehnsucht folgen. Die Botschaft von einem Gott, der die Menschen ohne Wenn und Aber liebt, trifft sie mitten ins Herz. Ihnen wird klar: ich muss nicht erfolgreich sein, es zu etwas bringen oder irgendjemandem etwas beweisen. Gott sagt einfach so „Ja“ zu mir und zu allen anderen Menschen. Diese Liebe macht mich stark und zuversichtlich.

Die PopUp Taufe ist eine ungewöhnliche Aktion. Und vermutlich wird sie die Ausnahme bleiben. Doch egal, was aus der Idee wird, finde ich es gut, es auszuprobieren und damit zu zeigen: Getauft zu werden ist keine Belohnung für irgendetwas, was ich geleistet habe. Im Gegenteil. Es ist ein famoses Geschenk Gottes.

 

[1]https://marienkirche-berlin.de/gemeinde/#Amtshandlungen und https://katholisch.de/artikel/44519-christ-werden-in-30-minuten-in-berlin-gibt-es-eine-popup-taufe

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37548
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