SWR2 Wort zum Tag

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02MAI2023
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Über Deutsche wird oft gesagt, sie seien besonders ängstlich. Es gibt dafür den sprechenden Ausdruck „The German Angst“. Nun hat es in den letzten Jahren wahrlich Grund genug zu Furcht und Angst gegeben: Klimawandel, Corona Pandemie, Ukraine Krieg. Keine eingebildeten Erschütterungen sind das! Alles wirkliche Beben, die weltweit Leben bedrohen. Und doch gibt es eine spezifisch deutsche Steigerung, sich davon in Angst versetzen zu lassen.

Vor drei Jahren habe ich in meinem Stadtteil gesehen, wie zu Anfang der Pandemie ein Park, in dem Kinder spielen, mit rot-weißen Bändern abgesperrt wurde. Und wie in Kirchen Gesangbücher, die da wochenlang unberührt lagen, weggesperrt wurden, um Übertragungen des Virus zu verhindern. Da habe ich diese „German Angst“ gespürt. Angstgeburten waren das – von denen wir mittlerweile wissen, dass manche Maßnahmen übertrieben waren. Wie schnell und wie oft geht hierzulande die Welt unter...

Manchmal kommt es mir so vor, als wäre die Bibel genau für solche Menschen geschrieben, wie wir es sind. Denn das ist immer und immer wieder die zentrale Botschaft Gottes und seiner Engel – wie auch die von Jesus: Fürchtet euch nicht! Gerade so, als müsste uns das immer wieder gesagt werden.

Ich kenne das gut von mir selber: Mal habe ich schon bei kleinsten Anzeichen Angst vor einer unheilbaren Krankheit. Mal sind es unbegründete Verlustängste, mal weltweite Katastrophen, die mir unter die Haut gehen.

Doch was wirkt gegen meine Ängste? Was dämpft sie? Gibt es so etwas wie ein Medikament dagegen? In der Bibel wird eines genannt. Es heißt da: „Die Liebe treibt die Furcht aus!“ (1.Joh 4,18) Diese Liebe gibt es nicht als Nahrungsergänzungsmittel in der Apotheke. Diese Medizin hat mit Glauben und mit Gottvertrauen zu tun.

Bei mir ist das so: Wo ich mein Leben an „Gott“ orientiere, „der die Liebe ist“ – da gerate ich in sein Kraftfeld, da überträgt sich etwas von seiner Liebe in mein Herz: Frieden und Ruhe.
Wenn dieser Geist der Liebe mein Herz erreicht, schwindet die Furcht – auch die „German Angst“, die so tief in mir steckt.

Die ist dann zwar nicht ein für alle Mal weg. Sonst müsste der Ruf „Fürchte dich nicht!“ in der Bibel auch nicht so oft wiederholt werden.

Sogar nach Ostern heißt es nämlich: „Fürchtet euch nicht!“   – wo doch mit der Auferweckung Jesu eigentlich selbst die Angst vor dem Tod überwunden sein könnte. Angst und Furcht können offenbar nicht ein für allemal – sondern müssen immer wieder auf´s Neue zurückgedrängt werden. „Die Liebe treibt die Furcht aus! Das ist eine Erfahrung, die mich immer wieder neu leben lässt.

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