SWR2 Wort zum Tag

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19APR2023
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Was treibt mich an, morgens aufzustehen? Was treibt mich an, heute dieses und morgen jenes zu tun? Manchmal stelle ich mir diese Frage. Besonders, wenn ich noch im Bett bleiben und nicht gleich aufstehen und in den Tag gehen möchte.

Ich stelle fest: Da gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Manchmal ist es einfach die Sonne, die morgens schon durchs Fenster scheint und mich fröhlich aufwachen und in den Tag gehen lässt. Oder es gibt ein besonderes Ziel, das ich vor Augen habe und das zu erreichen mich anspornt. Ein anderes Mal fühle ich mich regelrecht getrieben. Vor lauter Angst und Sorge. Um eine Sache, einen Menschen. Und an vielen Tagen ist es einfach nur die Gewohnheit, die mich antreibt, aus dem Bett zu steigen und mein Tagwerk anzugehen.

So wie am frühen Morgen gibt es viele Motive, Situationen oder Gründe, die mich dazu bringen, etwas zu tun oder zu lassen im Leben. Manches wird durch äußere Umstände oder von anderen an mich herangetragen, anderes entspringt meinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Und immer wieder gibt es Momente, in denen ich mich schwertue. Ich bin dann unsicher, zweifle, hadere mit mir selbst, mit Gott und mit der Welt. Ich bin mutlos. Kleinmütig. Verzagt.

In solchen Momenten halte ich mich an einen Satz, den der Apostel Paulus gesagt hat: Gott hat uns nicht gegeben einen Geist der Verzagtheit, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2.Tim 1,7).

Viele Stellen in den zahlreichen Briefen, die Paulus geschrieben hat, atmen diesen Geist. Zum Beispiel, wenn er erzählt, dass er im Gefängnis ist, sich davon aber nicht entmutigen lässt, sondern den anderen Mitgefangenen Mut und Hoffnung zugesprochen hat. Dass er für Liebe, Respekt und Vernunft eingetreten ist, gegen Hass und emotionale Unbedachtheit. Nicht getrieben vom Geist der Verzagtheit, sondern getragen, ja angetrieben von einem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.

Ich habe das für mich selbst auch schon erfahren können. Zum Beispiel als ich einen Konflikt mit einem Kollegen hatte. Da war ich zunächst ganz verzagt und unsicher und wäre ihm am liebsten aus dem Weg gegangen. Dann habe ich aber beschlossen, die Sache im Sinne von Paulus anzugehen. Ich habe mit dem Kollegen offen gesprochen und es ist mir gelungen, den Konflikt auszuräumen. Unser Verhältnis hat darüber keinen Schaden genommen.

Ich stelle fest: Sich von einem Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit antreiben zu lassen, tut ganz schön gut.

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