SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

SWR1 Anstöße sonn- und feiertags

10APR2023
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Auf geht’s! Ab ins Leben! Ostern macht Beine. So war es zumindest am ersten Ostermorgen, erzählt die Bibel. Da sind Frauen und Männer zum Grab von Jesus gegangen: traurig und fassungslos, dass ihr Freund und Lehrer tot ist. Jesus hat ihnen viel bedeutet, aber das ist jetzt Vergangenheit. Der Tod ist endgültig. Glauben sie. Jetzt kann man noch an Jesu Grab verweilen und alten Erinnerungen nachhängen. Mehr nicht.

Die Ostergeschichte der Bibel erzählt eindrücklich, dass es einen Engel gebraucht hat, um sie aus dieser Stimmung herauszureißen: „Fürchtet euch nicht,“ sagt er zu ihnen. Aber vor allem auch: „Auf geht’s! Ab ins Leben! Jesus wird vor euch hergehen.“

Die Jüngerinnen und Jünger sind damals trotzdem nicht losgeflitzt und haben das Leben gefeiert. Sie sind erstmal da geblieben, am Grab. Sie haben sich einfach nicht vorstellen können, dass das Leben weitergeht. Das von Jesus nicht – ihr eigenes aber auch nicht. Jetzt, wo sie ohne ihn auskommen müssen. Gerade erst hatten sie erlebt, wie ohnmächtig sie waren gegen die mächtigen Leute, die Jesus zum Tod verurteilt und seine Menschenwürde mit Füßen getreten hatten. Und wie ohnmächtig sie waren gegen die Macht des Todes. Das hat ihnen schon in den Knochen gesteckt.

Es hat Zeit gebraucht, sich neu zu orientieren und das für sich klar zu bekommen: Ostern ist nicht das Ende. Ostern ist ein Doppelpunkt: Jesus lebt und wird vor euch hergehen. Ihr könnt in seinem Schlepptau unterwegs sein.

Ostern ist ein Doppelpunkt. Vom Grab zurück ins Leben. Die eigene Hoffnungslosigkeit abschütteln und Jesus wieder nachfolgen. Den friedlichen Aufstand für das Leben wagen. Zum Beispiel sich einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit. Dafür, dass alle Menschen frei leben können, damals wie heute.

Ostern ein Doppelpunkt. Das heißt für mich auch: nicht mal der Tod ist das Ende. Dann sitz ich noch oft genug traurig an einem Grab, aber vertraue doch darauf: Auch wenn jemand stirbt, wird Jesus vor ihm hergehen.

Und womöglich höre ich dann eine Stimme, die mir beharrlich sagt: „Fürchte dich nicht. Auf geht’s! Ab ins Leben!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37425
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