Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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30MRZ2023
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Die Woche vor Karfreitag –Tage, in denen Christen sich an die letzten Tage von Jesus erinnern-kurz bevor er am Kreuz gestorben ist. Wer war damals an seiner Seite? Hat ihn begleitet? Und wer war sein Richter und hat ihn zum Tode verurteilt?

Heute möchte ich Ihnen Pilatus vorstellen, Pontius Pilatus, römischer Stadthalter in Jerusalem, auf einem unbequemen Posten also, weil der Nahen Osten schon damals ein Pulverfass war.

Pilatus ist mit allen Wassern gewaschen. Er versucht sich durch zu lavieren und fragt sich, was er mit diesem Jesus machen soll, den die jüdischen Würdenträger offenbar loswerden wollen. Sie haben Jesus verhaften lassen und zu ihm gebracht, damit er Jesus verurteilt, am besten zum Tode.

Pilatus will sich die Hände nicht schmutzig machen und schwankt deshalb hin und her. Schließlich greift er zur Waschschüssel und verkündet vor den Augen aller: „Ich wasche meine Hände in Unschuld!“ Ich kann wirklich nichts dafür und nichts dagegen!

Einer wie er sitzt eben zwischen allen Stühlen auf dem Thron der Ohnmacht. Er vertritt das große römische Reich, die ungeliebte Besatzungsmacht und muss auf die Balance achten, dass die Stimmung nicht gegen ihn kippt.

Pilatus ist Politiker: Er folgt den Sachzwängen. Damit hat er wieder einmal nur seine Pflicht getan. Und es heißt am Ende: „Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt und gestorben….“

Jedesmal, wenn wir in der Kirche unser Glaubensbekenntnis sprechen, erinnern wir tatsächlich an ihn. Das ist die politische Dimension der Passion, die bis heute passiert. Gewalt und Leid, weil niemand dem Rad, das Unschuldige überrollt, in die Speichen greift. Der Wasserverbrauch ist seit Pilatus enorm gestiegen. Unschuldig Blut fließt immer und überall, wo sich zu Viele die Hände in vermeintlicher Unschuld waschen.

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