SWR2 Wort zum Tag

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09MRZ2023
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Kannst Du das mal bitte entsorgen?, sagt meine Frau zu mir und drückt mir den Mülleimerbeutel in die Hand. Wird gemacht, sage ich, ziehe meine Schuhe an und gehe hinaus zum Mülleimer. Währenddessen denke ich , dass es schon eine richtig gute Sache ist, dass  die Müllabfuhr  1x in der Woche die ganzen Abfälle abholt, die in einem Haushalt so anfallen. Angekommen bei der Mülltonne, hebe ich den Deckel hoch und lasse den Beutel in die Tonne fallen. Dann die Klappe wieder zugemacht, Müll entsorgt. Erledigt. Fertig.

Beim Zurückgehen fällt mir auf, dass in Entsorgen ja das Wort Sorge enthalten ist. Es geht eigentlich nicht nur um die Beseitigung von Abfall, sondern um das Abnehmen einer Sorge.

Und Sorgen gibt es mindestens genauso viele wie Müll. Sorgen um die Familie, einen erkrankten Freund, Herausforderungen im Beruf, Entwicklungen in Politik und Welt. Da kann mich manches ganz schön drücken. „Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen, dort wirket sie geheime Schmerzen“; hat Goethe im Faust gedichtet.

Was die Sorgenberge anlangt, hat die Bibel einen ganz guten Tipp: Alle eure Sorge werft auf Gott, denn er sorgt für euch (1.Petr.5,7). Das ist doch ein guter Gedanke, die Sorgen einfach so wegwerfen zu können, sie im wahrsten Sinne des Wortes ent-sorgen zu können. So wie ich gerade den Müll in den Mülleimer geworfen habe. Klappe zu. Erledigt. Fertig.

Aber so schön und wohltuend diese Vorstellung ist, sie trifft die Sachlage vielleicht doch nicht ganz. Wie jeder Bildvergleich hinkt auch dieser ein bisschen. Sorgen können im Herzen und in der Seele überquellen, aber sie sind kein Müll, kein Abfall.

Entsorgen heißt im übertragenen Sinn: etwas abgeben an Jemanden, der sich darum kümmert. Davon redet die Bibel: Gott trägt meine Sorgen, weil er für mich sorgt. Und darum kann ich mich ihm getrost anvertrauen.

Ich tue das im Gebet. Und habe tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass mir das Herz dann leichter wird. Die Sorgen um meinen erkrankten Freund, die Familie, die Entwicklungen in und mit der Welt sind nicht weg. Aber ich kann sie abgeben. Ent-sorgen an einen, der sich darum kümmert. Sorge trägt. Für mich.

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