Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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10MRZ2023
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In dieser Woche ist es zwanzig Jahre her, dass der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag seine Arbeit aufgenommen hat. Seine Aufgabe ist es, die Verantwortlichen für Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen und zu verurteilen. Und das ist auch bereits mehrfach gelungen. So musste ein Milizenführer aus dem Kongo für vierzehn Jahre ins Gefängnis, weil er hunderte von Kindersoldaten in den Tod geschickt hatte.

Aktuell ermittelt das Weltstrafgericht auch wegen der russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Ein Expertenteam sammelt vor Ort Beweismaterial, um die Mörder der Zivilisten in Butscha, Irpin und andernorts in Den Haag anklagen zu können. Die Stärke des Rechts soll gelten, nicht das Recht des Stärkeren. Und entgegen dem Spruch „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“, analysieren die Ermittler die Befehlskette von unten nach oben, bis zur Spitze des Staates.

Ob irgendwann einmal die führenden Militärs oder gar Präsident Putin selbst vor Gericht stehen werden, erscheint derzeit unwahrscheinlich. Aber die Täter dürfen sich nicht mehr sicher fühlen. Oft genug bleiben Unrecht und Gewalt ungesühnt. Das war schon im alten Israel so. Und deshalb setzten die Verfolgten und ihre Familien auf eine höhere Gerechtigkeit. Gott selbst soll den Opfern Recht verschaffen. In den Psalmen des Alten Testaments wird das Gericht Gottes zu einer konkreten Hoffnung. Gott wird sich auf die Seite der Misshandelten und Ermordeten stellen. Diese Überzeugung begründete auch den Glauben an die Auferstehung. Das ewige Leben bei Gott ist somit auch eine Frage der Gerechtigkeit. Jesus von Nazaret sah das genauso.

Bis zu diesem „Jüngsten Gericht“ aber bleibt die Welt aufgefordert, den unschuldigen Opfern Recht zu verschaffen und die Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Der Internationale Strafgerichtshof versucht es.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37237
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