Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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07MRZ2023
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Einen Tag vor dem Weltfrauentag wird heute im Judentum an eine starke Frau erinnert: an Ester. Heute feiern Jüdinnen und Juden das so genannte Purim-Fest. In den Gemeinden und Familien gibt es reichlich Süßspeisen, und es wird laut und fröhlich gefeiert. Erinnert wird dabei an die Geschichte einer Rettung, die von einer Frau ausging, der Jüdin Ester nämlich. Die Bibel erzählt: Sie riskierte ihren eigenen Tod, als sie ungefragt vor ihren Mann, den König der Perser, hintrat und für ihr jüdisches Volk einstand – und so das ganze Volk Israel vor der Vernichtung gerettet hat. Eine spannende und wunderbare Geschichte ist das, es lohnt sich, sie in der Bibel nachzulesen. Das ganze Buch in der Bibel, das davon erzählt, ist nach dieser starken Frau benannt: Ester.

Es ist übrigens nicht das einzige Buch der Bibel, das nach einer Frau benannt ist. Neben dem Buch Ester gibt es auch noch das Buch Judit und das Buch Rut. Alle drei sind starke und mutige Frauen, die in entscheidenden Situationen dazu beigetragen haben, dass das Volk Israel gerettet wird.

Ich finde es faszinierend, dass schon vor tausenden von Jahren nicht nur die Männer das starke Geschlecht waren. Und schon gar nicht hat Gott nur auf starke Männer gesetzt. „Deine Herrschaft braucht keine starken Männer“ (Jt 9,11). So heißt es in einem Gebet, das Judit spricht. Stattdessen heißt es in der Bibel etwa: „Eine starke Frau, wer wird sie finden? Sie ist wertvoller als Perlen.“ (Spr 31,10) Frauen in der Bibel sind ganz und gar nicht schwach und zurückhaltend. Oft genug werden sie aktiv, wenn den Männern nichts mehr einfällt. Dann sind es die Frauen, die Rettung bringen in aussichtlosen Situationen.

Trotzdem tun sich bis in unsere Zeiten hinein Menschen schwer mit der Vorstellung von den „starken Frauen“. Die Klischees existieren immer noch: Jungs und Männer sind „mutig, stark und wild“, Mädchen und Frauen eher „ängstlich und schwach“. „Starke Frauen“: Das ist noch immer eine Wortkombination, die fremd klingt – oder manchen sogar Angst macht.

Mir sind deshalb diese biblischen Frauen wie Ester, Judit und Rut so sympathisch und wichtig. Sie zeigen:

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37234
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