Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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02MRZ2023
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Einmal im Jahr wird rund um den Globus mit den gleichen Worten gebetet. Das gibt es sonst nur dann, wenn das Vater unser gesprochen wird. Am ersten Freitag im März ist Weltgebetstag, in diesem Jahr vorbereitet von Christinnen aus Taiwan. Das ist sozusagen die größte regelmäßige ökumenische Veranstaltung. Allein in Deutschland beteiligen sich viele Hunderttausend Menschen.

Über das Beten denken die Frauen immer wieder nach: Wer beten will, der braucht Informationen. Der muss konkret über die Situation Bescheid wissen, die im Gebet vorkommt. Und dann soll er auch so handeln, wie er gebetet hat. Denn im stillen Kämmerlein das Herz ausschütten und dann draußen, wenn es drauf ankommt leisetreten – das ist nicht drin. Das ist ein ganz schön anspruchsvolles Programm, finde ich.

In diesem Jahr ist die Aufgabe des Weltgebetstages wieder einmal besonders knifflig. Taiwan - das ist jene Insel im Pazifik, die sich als eigener, demokratischer Staat versteht; doch die Volksrepublik China sieht in ihm einen Teil Chinas und droht immer wieder mit einer Invasion. Frauen weltweit stellen sich im Gottesdienst an die Seite der Christinnen in Taiwan, die ihren Glauben in einer Demokratie leben wollen. Da wird selbst eine scheinbar allgemeine Bitte um Freiheit und Gerechtigkeit zu einem politischen Gebet. Da geht es darum, auch dann standhaft zu bleiben, wenn sich Diktatoren angegriffen fühlen und mit Sanktionen drohen.

Der Grundgedanke des Weltgebetstags ist schlicht und zugleich ergreifend: Alle haben etwas zu geben und alle können etwas empfangen. Keine und keiner ist den anderen voraus – keiner und keine glaubt besser oder schlechter. Und niemand soll zurückgelassen werden. So funktioniert Gemeinschaft. So sollte Christentum funktionieren.

Wer wissen will, wie das gehen kann: Morgen Abend in ganz vielen Kirchen überall im Land.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37196
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