Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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23FEB2023
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Das Aschenkreuz ist abgewaschen. Aber die Worte, mit denen es mir gestern in der Kirche auf die Stirn gezeichnet wurde, klingen mir noch im Ohr: „Bedenke, dass du Staub bist und zum Staub kehrst du zurück.“

Zu Beginn der Fastenzeit werde ich daran erinnert, dass mein Leben endlich ist. Klipp und klar wird mir zugesagt, dass ich irgendwann Staub bin. Da wird nichts beschönigt.

Das trifft mich. Ich werde nicht gerne daran erinnert, dass ich einmal sterben werde.

Und doch finde ich wichtig, dass ich das nicht verdränge. Denn das Leben ist nun mal begrenzt. Ist zerbrechlich. Von der einen auf die andere Minute kann alles anders sein. Eine Diagnose, die das Leben radikal verändert. Ein Unfall, nach dem nichts mehr ist wie zuvor. Ein Leben, das viel zu früh endet.

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist!“ Ich höre das als eine Aufforderung, sehr existentiellen Fragen nachzugehen: Was ist wesentlich in meinem Leben? Was trägt und zählt am Ende wirklich? Und: Was bleibt, wenn mein Körper zu Staub zerfällt?

Manchmal komme ich mit Menschen bei Trauerbesuchen darüber ins Gespräch. Wenn wir über den verstorbenen Angehörigen sprechen. Was ihn ausgemacht hat. Was sie einzigartig werden ließ.

Dann wird von dem Menschen erzählt, der einfach immer für einen da war. Vom Freund, der mit seinem Humor so manchen Streit in Luft aufgelöst hat. Der Oma, deren Hefekuchen die Familie an einen Tisch gebracht hat. Ganz oft kommen die Liebe und die Freundschaft, die Nähe und Herzlichkeit zur Sprache, die die Verstorbenen verbreitet haben. Bleibt das? Ich denke schon. Es bleibt, weil da Menschen sind, die diese Liebe und Freundschaft empfangen haben. Und weil weiterwirkt, was sie in sich tragen.

Mehr noch: Als Christin vertraue ich darauf, dass bleibt, was mich ausmacht und einzigartig macht. Dass all das über meinen Tod hinaus aufgehoben ist bei Gott.

Liebe und Freundschaft, die ich verschenkt habe, zerfallen nicht zu Staub.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37150
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