SWR2 Wort zum Tag

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13MRZ2023
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Die Nacht ist in Gefahr! Das Verrückte ist: gerade Licht wird der Nacht gefährlich.
Unsere Nächte sind zu hell. Künstliches Licht macht der Dunkelheit zu schaffen und lässt die Nacht nicht mehr sein, was sie war: geheimnisvoll. Sie bietet Schutz, Tarnung, Zeit für Ruhe und Erholung und sie ist eine Zeit für alle Nachtaktiven.
Nachtlichter. Klingt romantisch, ist aber ein Riesenproblem. Weil unsere Welt nachts so hell ist, sehen wir die Sterne nicht mehr. In Städten z.B. machen beleuchtete Straßen, Shops und LED-Werbescreens die Nacht für den Menschen zum Tag. Weil es an vielen Orten zu hell ist, verblassen die Sterne. Schon jetzt kann man längst nicht mehr überall in Europa die Milchstraße sehen. Das wirkt sich negativ auf uns Menschen aus, auf unser Bedürfnis, sich zu erholen, Kraft zu sammeln. Unser Biorhythmus kommt durcheinander. Der Tierwelt geht es genauso, und natürlich leiden auch viele Pflanzenarten unter der Dauerbestrahlung. Außerdem braucht das alles Unmengen an Strom. 
Es gibt dazu sogenannte Bürgerstudien. Daran können sich alle beteiligen. Mit dem Handy fotografiere ich z.B. alle Lichter einer Straße und nehme das in eine App auf, samt Standort.  Das wird dann gesammelt und wissenschaftlich ausgewertet. Für eine andere Studie schaue ich mir ohne jedes Hilfsmittel, also Fernrohr oder sowas, den nächtlichen Himmel an und gleiche ihn mit acht verschiedenen „lichtverschmutzten“ Sternkarten ab. Das Ergebnis gebe ich dann auch online ein. Diese Bürger-Studien sind in doppeltem Sinne gut: ich bringe mich ein, und ich stelle natürlich selbst fest, wie viel Licht nachts eigentlich unnötig brennt.

Es ist zu viel, das zeigen die Ergebnisse jetzt schon deutlich.
„Es werde licht.“ Das steht ganz am Anfang der Bibel. Gott hat als erstes Licht gemacht. Aber er hat das Dunkel nicht abgeschafft. Beides wechselt sich ab. So wie die Schöpfung in der Bibel beschrieben ist, ist es natürlich nicht gelaufen. Aber dass Gott als erstes Licht und Dunkel unterscheidet, heißt für mich, wie bedeutsam dieser Wechsel für die Menschen und für die Erde ist. Umso wichtiger, dass wir angemessen damit umgehen.
Für mich sagt der biblische Schöpfungsbericht: im Licht und in der Finsternis: Gott geht mit. 
Davon bin ich fest überzeugt. Deshalb muss ich auch nicht die Nacht zum Tage machen. Deshalb respektiere ich die Dunkelheit - so, wie sie ursprünglich gemeint ist: Als lebenswichtige Ergänzung zum Licht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37125
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