SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

12FEB2023
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Mama und Papa sind oft die ersten Worte von Kindern. Wenn sie diese Laute intuitiv nachahmen und spüren, dass ihre Eltern sich darüber freuen, dann werden sie es immer wieder tun und dabei erfahren, dass es da jemanden gibt, dem sie unendlich wichtig sind.

In den meisten Sprachen klingen diese Worte ähnlich. Im Hebräischen etwa „Abba“ – für Papa. Und mit diesem kindlichen Wort hat Jesus Gott angesprochen.

Für ihn als Jude war das ungewöhnlich. Gott wurde mit Adonai angesprochen – also „Mein Herr“. Darin klingen Respekt und Verehrung an, ein Wissen um den Abstand zwischen Gott und den Menschen. Doch für Jesus war Gott zugleich ganz nah. Er fühlte sich so verbunden mit ihm wie ein Kind mit seinen Eltern.

Wenn Jesus gebetet hat, dann haben seine Jünger diese Verbundenheit gespürt und so sagen sie zu ihm: Lehre uns beten. Da gibt Jesus ihnen die Worte des Vaterunsers und lässt sie so teilhaben an seiner eigenen Verbundenheit mit Gott. Sein abba – sein Vater - wird zu ihrem Vater: „Unser Vater, der du bist im Himmel“. Beides gehört zusammen: die Nähe zu Gott und zugleich Staunen und Respekt vor seiner Größe.

Musik 1. Strophe

 

Das Vaterunser ist ein Gebet, das verbindet: Gott und Mensch, Himmel und Erde. Und die Menschen untereinander. Wenn ich es mit anderen zusammen bete, wird mir bewusst, dass die Menschen zusammengehören, weil wir alle Kinder eines gemeinsamen Vaters sind. Das kommt besonders schön in der vierstimmigen, gesungen Form zum Ausdruck. Das Vaterunser weitet unser kleines Ich zum großen Wir. Es ist ein weltumspannendes Gebet mit der zentralen Bitte, dass Gottes Reich kommen soll. Dazu gehört das Brot, das wir Tag für Tag brauchen. Für den Leib und für die Seele. Wenn wir dieses Brot miteinander teilen, unser Leben mit anderen teilen, die Freuden und die Nöte, dann kann Gottes Reich wachsen.

Musik: 2. Strophe 

 

 

Weil Gott uns vergibt, können auch unsere menschlichen Beziehungen heilen.  

Schuld zerstört Beziehungen. Unser Herz wird hart und wir fühlen immer weniger mit den andern. Am Ende kreisen wir nur noch um uns selbst. Gott macht unser Herz wieder weit, weil er in uns einen Raum für Vergebung öffnet. Ich muss meine Schuld nicht mehr verdrängen, weil Gott mich trotz meiner Fehler annimmt und mir verzeiht. Aus dieser Erfahrung kann ich andere um Vergebung bitten und auch meinerseits vergeben. So wird Versöhnung möglich und wir werden aus den oft unheilvollen Verwicklungen von eigener und fremder Schuld befreit.

Die letzte Bitte im Vaterunser lautet „Und führe uns nicht in Versuchung sondern erlöse uns von dem Bösen“. Von dem Bösen in uns selbst und von dem Bösen in der Welt. Das Vaterunser resigniert nicht vor der dunklen Macht des Bösen. Wer es betet, vertraut darauf, dass Gottes Liebe stärker ist. Am Ende wird seine göttliche Energie alles durchdringen und verwandeln.

Musik. 3.Strophe

 

 

Musikquelle: AMS M0472059(AMS)

01-009 1'51 1'51 „Vater unser im Himmel“ für Chor a cappella Produktion 27.-28.01.2017 im Hans-Rosbaud-Studio Baden-Baden Raiser, Christian-Markus CoroPiccolo Karlsruhe;

Vater-unser nach Rimskij-Korsakov    ca. 1min45sec

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37111
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