Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08FEB2023
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Kann ich als Christ auch Pate bei einem muslimischen Kind sein? Im Zug hat ein Mann erzählt: Er – Christ - ist von einer muslimischen Familie gefragt worden, ob er das Patenamt für das Kind der Familie übernehmen möchte. Und der Mann hat „ja“ gesagt. Dann hat er erzählt, dass er es total schön findet, dass ihm die Familie da so vertraut. Er darf das Kind seiner Freunde auf dem Weg zum Glauben begleiten, obwohl er selbst kein Muslim ist.   

Jetzt sagen vielleicht die einen: Im Islam, da gibt es doch keine Paten! Ich weiß leider nichts Näheres von dem Mann, wie das bei ihm und der Familie angedacht ist. Aber ich finde die Idee sehr spannend und hätte gerne mehr dazu gehört. Vor allem, wie der Mann damit umgeht, dass da zwei Religionen aufeinandertreffen. 

Für mich als Christin heißt nämlich Pate sein, eine Begleiterin zu sein. Dass ich für jemanden da bin, bei Lebensfragen und auch wenn es um Gott geht. Also etwa, wenn ich Pate für ein Kind bin, dass getauft wird oder für einen Jugendlichen, wenn er zur Firmung geht. Dann will ich als Patin nicht nur bezeugen, dass diese jungen Menschen getauft oder gefirmt wurden, sondern ich will ihnen auch eine Stütze in ihrem Leben sein. Und wenn sie mich dann mal nach Gott fragen sollten oder woran ich glaube, dann erzähle ich ihnen davon gern. Das gleiche gilt natürlich auch für andere Lebensfragen. Ich bin dann einfach jemand zusätzliches, neben den Eltern, an den sich die jungen Menschen wenden können.

Ich kann mir vorstellen, dass so eine Patenschaft, wie die von dem Mann im Zug, bereichernd sein kann. Vorausgesetzt, das Kind weiß schon einiges über seinen eigenen Glauben und ist da auch etwas gefestigt. Das ist dann vielleicht erst im Teenie-Alter der Fall, aber dann ergeben sich bestimmt spannende Gespräche. Denn ein anderer Glaube heißt auch neue Fragen und Gedanken. Und wenn ich mich damit auseinandersetze, dann werden womöglich meine bisherigen Werte auf den Prüfstand gestellt. Und ich kann meine eigenen Sichtweisen überdenken und weiten. Der Blick von außen kann mir so Neues bieten.

Ich sehe jedenfalls in einer Patenschaft zwischen zwei Religionen einen Mehrwert.  Und es geht für mich dabei nicht drum, dass der Pate oder das Kind die Religionen vermischen oder jemand überzeugt werden soll, dass die andere Religion besser ist. Ich finde, das Mehr einer solchen Patenschaft besteht darin, dass es mich im eigenen Glauben weiterbringen kann. Es geht also um das Miteinander trotz aller Verschiedenheit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37048
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